Im Rahmen der beeindruckenden Kontinuität – seit 1992 veranstaltet die FilmInitiativ e.V. das Afrika Film Festival – gibt es einige Brüche. Zunächst wurde das Festival unter dem Titel „Jenseits von Europa“ im Zweijahresrhythmus und im Wechsel mit kleineren länder- und themenspezifischen Filmreihen ausgetragen. Den Titel des Festivals gab man 2016 zugunsten von Afrika Film Festival auf, seit 2017 findet es nun jährlich statt. Die Themenreihen sind im Festival aufgegangen, das sich je Ausgabe einem neuen Fokus widmet. In diesem Jahr steht das Themenspektrum Fundamentalismus und Migration im Mittelpunkt.
Beide Themenkomplexe verbindet der Spielfilm „Fatwa“, der von einem Mann erzählt, der wegen des Unfalltods seines Sohnes nach Jahren in Frankreich nach Tunesien zurückkehrt. Dort hat der Sturz der Diktatur auch zum Erstarken der Islamisten geführt. Gegen seine Ex-Frau, eine Schriftstellerin, wurde eine Fatwa ausgesprochen. Zugleich muss er feststellen, dass sich sein Sohn radikalisiert hat. Eine regelrechte Odyssee dokumentiert „Lost Warrior“ von Nasib Farah, ein Film über einen Mann, der mit drei Jahren von Somalia nach England geschickt wurde. Doch das war nur eine der vielen Stationen in seinem unfreiwillig rastlosen Leben. „Karthoum Offside“ zeigt hingegen eine Gruppe sehr selbstbewusster junger Frauen, die im Sudan eine Frauenfußballmannschaft auf die Beine stellen wollen.
Im Kino kann man sich kaum etwas Schöneres vorstellen als einen Film wie „Talking about Trees“. Der Dokumentarfilm von Suhaib Gasmelbari Mustafa zeigt, wie sich einige ältere sudanesische Cineasten daran machen, das Kino und die sudanesische Filmgeschichte in ihrem von Islamisten gebeutelten Land wieder sichtbar zu machen.Ausgesprochen spannend geht es auch jenseits des Fokus zu:Mit „Dhalinyaro“ ist der erste Spielfilm einer Regisseurin aus Dschibuti, jener kleinen ostafrikanischen Republik, die zwischen Äthiopien, Eritrea und Somalia am Roten Meer eingeklemmt ist, auf dem Festival zu sehen. Lula Ali Ismaïl begleitet drei junge Frauen, die kurz vor ihrem Schulabschluss nun ihr Leben planen müssen. Ein kleines Arthouse-Juwel.
Dokumentarisch werden in „We Could Be Heroes“ von Hind Bensari der marokkanische RollstuhlfahrerAzzedine Nouiri und sein Schützling Youssef begleitet, die für die Paralympics in Rio 2016 trainieren und vor dem Sportministerium demonstrieren, weil sie von dieser Seite keinerlei Unterstützung erfahren.Rehad Desai hingegen hat mit seiner Dokumentation „Everything Must Fall“ die Proteste gegen die Studiengebühren und rassistischen Praktiken an der Wits University in Südafrika im Jahr 2015 verfolgt.
In den 27 Jahren des Bestehens wurden im Rahmen der Aktivitäten von FilmInitiativ mehr als 750 Filme aus 40 Ländern Afrikas gezeigt und 150 Filmschaffende nach Köln eingeladen. Im September kommen weitere 80 Filme hinzu, 30 Filmemacher sind nach Köln eingeladen, um Einblicke in ihre Arbeit zu geben und mit dem Publikum über ihre Werke zu sprechen. Das Festival verleiht auch zwei Publikumspreise für den besten Dokumentar- und den besten Spielfilm. Daneben gibt es Ausstellungen, Lesungen, Schul- und Kindervorführungen.
17. Afrika Film Festival Köln | 19. - 29.9. | Filmforum NRW u.a. | 0221 469 62 43
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