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Festivaldirektor Jakob Gatzka bei der Eröffnung des Festivals
Foto: Jennifer Haas

Kampf um des Menschen Rechte

22. Dezember 2021

Das Unlimited Hope-Filmfestival in Bochum – Festival 01/22

Die Umstände des diesjährigen Internationalen Tages der Menschenrechte könnten kaum ungünstiger sein. Während an der polnisch-belarussischen Grenze Menschen erfrieren und zum Spielball der Politik werden, kippt die britische Justiz just an diesem 10. Dezember das Auslieferungsverbot des Whisteblowers Julian Assange an die USA, wo ihm Folter und bis zu 175 Jahre Haft drohen.

Der Tag der Menschenrechte ist auch Anlass des vom Fritz Bauer Forum und der Buxus Stiftung organisierten Unlimited Hope-Filmfestivals, das vom 9. bis zum 12. Dezember im Bochumer Kino Metropolis stattfindet. Einstimmung geben der Dokumentationsfilm über Fritz Bauer, „Tod auf Raten“, und der Film „My Way“ von Festivaldirektor Jakob Gatzka.

Der Preis für den besten Kurzfilm geht an den Filmemacher Shabab Habibi für „Bah Am – Together“. Die Geschichte, die auf seinem eigenen Leben basiert, zeigt einen politischen Flüchtling aus dem Iran, der verzweifelt versucht, seine Frau zu ihm nach Hamburg zu holen. Die Filme, die an diesen vier Tagen gezeigt werden, werden einen noch länger beschäftigen.

Besonders bewegend ist „Follow You Home“, der den Preis für den besten Film erhält. Regisseurin Kathrine Ravn Kruses Dokumentation erzählt die Geschichte zweier Brüder, die neun Jahre lang getrennt waren, und deren Wiedervereinigung von der Unmenschlichkeit der dänischen Asylpolitik bedroht wird. So muss der 18-jährige Darmal, geplagt von Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit, über ein Jahr auf die erneute Prüfung seines Asylantrags warten. Der Mensch, der am Ende des Filmes so elanvoll und freundlich Kundinnen im Supermarkt bedient, wirkt wie eine völlig andere Person.

Das Land, dessen sozialdemokratische Regierung kürzlich die Vision „Null Asylsuchende“ ausrief, hat mittlerweile eines der härtesten Asylgesetze überhaupt und verabschiedete noch im Juni dieses Jahres ein Gesetz, das erlaubt, Internierung und Abwicklung von Asylverfahren in Drittländer zu verlagern – ein ähnliches Vorgehen hat bereits Australien heftigste Kritik eingebracht.

Die Filme machen die Geschichten ihrer Protagonisten sichtbar und erlebbar, reduzieren ihre Schicksale nicht auf Einzelfälle oder auf ihre politische Polarisierung. Jedoch verlässt man den Kinosaal nicht nach allen Beiträgen hoffnungsvoll. In „Shadow Game“ erzählen zehn Kinder ihre Fluchtgeschichten, berichten von Gewalt und Pushbacks an europäischen Außengrenzen. Der Titel, der zunächst nach einer geschmacklosen Metapher klingt, ist die Bezeichnung der Kinder selbst – ihre Flucht ein Spiel, jede weitere Grenze ein neues Level. Eine Art Abwehrmechanismus, so die Regisseurin Eefje Blankevoort im Nachgespräch zur Aufführung.

Hervorzuheben ist auch der indische Dokumentarfilm „Writing With Fire“, der die inspirierende Arbeit einer gänzlich von Dalit-Frauen geführten Zeitung begleitet, welche die indische Medienlandschaft aufmischt. Was die Filme gemeinsam haben, ist dass sie die wahren Protagonisten im Kampf um des Menschen Rechte sind (wie Fritz Bauer es nannte) offenbaren, welcher medial so oft nur in Komitees oder Ausschüssen stattfindet. Auch wenn die Zuschauerzahlen des ersten Menschenrechte-Filmfestivals noch zu wünschen übrig lassen, bleibt dies hoffentlich nur der Startschuss für weitere Ausgaben – eine Bereicherung für Stadt und Region wäre dies in jedem Fall.

Leo Thomann

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