Bochum,16.11. - Begleitend zur aktuellen Ausstellung „SPARSHA - Ritual und zeitgenössische Kunst aus Indien“ im Kunstmuseum Bochum zeigt das Endstation.Kino ein Filmprogramm aus und über Indien. Den Auftakt machte der Dokumentarfilm „Lakshmi and Me“, den die Regisseurin Nishta Jain aus Bombay persönlich dem Publikum im Museum vorstellte.
Die junge, aufgeweckte Lakshmi arbeitet seit sie 16 Jahre alt ist als Hausangestellte für Jain. In Indien beherrscht immer noch eine feudalistische Haltung die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und ihren Bediensteten. Vor diesem Hintergrund beginnt Jain, einen Film über Lakshmi zu drehen, der von Anfang an die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen den beiden ungleichen Frauen mitdenkt. „Welche Sünde habe ich begangen, dass ich als Frau geboren wurde?“, spitzt Lakshmi ihre Lebenssituation zu. „In niedrigen Kasten“, erklärt Jain im Filmgespräch, „leiden die Frauen am meisten“. Im Film begleitet sie ihre Protagonistin über zwei Jahre: Bei der Arbeit in anderen Häusern, in der Familie, wo der gewalttätige, alkoholsüchtige Vater allen das Leben schwer macht und später -als Lakshmi heiratet und ein Kind bekommt- bei ihrem Ehemann Krishna. Im Zuge von dramatischen Wendungen beginnt das Filmprojekt die Entwicklung der Dinge und die Beziehung zwischen den beiden Frauen zu beeinflussen. Jain erzählt, dass sie beabsichtigt hatte, auch Nishta eine Kamera zu geben, aber alles sei dermaßen unstabil in deren Leben gewesen und zudem hätte sich die Situation seit der Heirat so zugespitzt, dass es nicht dazu kam.
„Ich war sehr interessiert an ihr, aber letztendlich hat sie mich nie etwas Persönliches gefragt.“, resümiert die Filmemacherin ernüchtert. Der Film aus dem Jahr 2007 war ein großer internationaler Erfolg. In Indien wurde Lakshmi damals sogar ein bisschen berühmt, was ihr Selbstbewusstsein zunächst gestärkt habe. Als Nishta Jain für den Film selbst ein Stipendium in den USA gewann, beteiligte sie ihre Protagonistin an der Geldprämie, die sich davon ein Stück Land kaufte. Ironischerweise hat dies Lakshmis Situation eher noch verschärft. Fern der Großstadt verlor sie die soziale Anbindung, die sie vorher in Notlagen stützen konnte. Ihr Ehemann, zu Beginn der Dreharbeiten noch sympathisch und hilfsbereit, sei spielsüchtig geworden und mit der Geburt von mehreren Töchtern unzufrieden, weil der ersehnte Sohn nicht kam. Von einer Schwangerschaft in die nächste getrieben, scheint Lakshmi in die Fußstapfen ihrer Mutter treten zu müssen, die zu jung nach zehn Geburten gestorben war.
Auch Jain konstatiert, dass sie sich von ihrer eigenen Mutter anders behandelt fühlte als ihre Brüder, die weit mehr Freiheiten genießen durften. Allerdings macht das -wie in Beton gegossene- Kastensystem der jungen Lakshmi zusätzlich zu schaffen. Jain erzählt von einer Begegnung zwischen ihren Freuden aus Europa und Lakshmi: Ganz selbstverständlich hatten diese der jungen Frau zur Begrüßung die Hand geschüttelt; zum ersten Mal in ihrem Leben! Es waren kleine Szenen wie diese, die die Filmemacherin letztendlich dazu veranlasste diesen Film zu beginnen, der auch in Indien zu vielen Diskussionen führte. „Lakshmi and Me“ gibt auf zahlreichen Ebenen einen Einblick in die indische Gesellschaft, die die anschließende Diskussion noch vertiefte. Am 26. November steht der nächste Film in der Reihe an: „Wer zuerst kommt kriegt die Braut“ eine Bollywood-Komödie mit ganz großer Besetzung.
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