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Angewandte Institutionskritik

26. Mai 2017

„Wirtschaftswerte“ in Düsseldorf – Ruhrkunst 06/17

Die Kunsthalle Düsseldorf wird 50 und als allererstes rekapituliert sie ihre Geschichte. Überhaupt, wie definiert sich die Kunsthalle und worin besteht ihre Einmaligkeit? Sie geht diesen Fragen nun mit einer Ausstellung nach, die zentrale Künstlerpersönlichkeiten im Radius der 1970er Jahre – ein All-Star-Team – mit hochkarätigen Werken versammelt und aus der zeitlichen Distanz sozusagen neu entdeckt. Die Ausstellung trifft das avantgardistische Klima dieser Zeit zwischen Opulenz und äußerster Verknappung. Klar, die großen vielteiligen Installationen und Ensembles von Joseph Beuys, Tony Cragg, Imi Knoebel oder Braco Dimitrijevic ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Daneben gibt es vermeintlich spröde Werke wie die Skulptur aus drei geschichteten Holzbrettern von Bernd Lohaus. Tatsächlich handelt es sich hier ebenso um eine elementare Skulptur wie um ein Statement in Richtung auf konzeptuelle Formulierungen. In der internationalen Avantgarde lässt sich ein Rückzug der Malerei für diese Jahre beobachten, der entsprechend in der Ausstellung zum Ausdruck kommt. Wo es Malerei gibt, „funktioniert“ diese anders und ist theoretisch und selbstreflexiv ausgerichtet.

Die britische Künstlergruppe Art & Language hat Picassos „Guernica“ gestisch expressiv in schwarzer Farbe im Stil von Jackson Pollock gemalt, so, dass dieses ikonische Wandgemälde noch erkennbar ist. Der Realismus, der konkret und aufrüttelnd auf die Schrecken des Krieges aufmerksam macht, trifft auf die abstrakte Malerei mit ihrer Erfindung des flächendeckenden All-Over. Und von Daniel Buren sind die für ihn typischen gleichmäßigen Farbstreifen in der Höhe des Kinosaales über Eck gesetzt. Kennzeichnend für alle Beiträge der Ausstellung ist dieses Reflektieren der Bedingungen zeitgenössischer Kunst, ihrer Räume und ihrer Produktion. Angesprochen ist auch der Kunstmarkt mit den Aspekten der Präsenz, des Konservatorischen und der Wertanlage – mitsamt dem Paradoxon, dass die Kunst, die sich gerade noch außerhalb des Museums ereignet hat, nun selbst museal ist. Eine verwirrend aufregende Ausstellung!

„Wirtschaftswerte/Museumswerte“ | bis 18.6. | Kunsthalle Düsseldorf | 0211 899 62 43

THOMAS HIRSCH

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