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Ausstellungsansicht, Graffiti: Mason
Foto: Eric Jobs, Bochum

Runter von der Straße

30. Dezember 2024

Graffiti-Künstler im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 01/25

Für die einen ist es Vandalismus. Für die anderen subversive Kunst zur Besetzung des öffentlichen Raums: Graffiti! In Witten ist die Szene nun museumsreif: Das Märkische Museum stellt in 6 Räumen 5 Graffiti-Künstler vor, die sich mittlerweile professionalisiert haben – mit Indoor-Werken für weiße Museumswände.

Der Ausstellungstitel „Metamorphose“ ist doppeldeutig, bezieht sich einerseits auf die Graffiti-Kultur, die sich seit den 1970er Jahren von derber „street credibility“ zur anerkannten Kunstform mauserte, Stichwort: Post-Vandalismus. Anderseits auf die persönliche Entwicklung von Sprayer-Rebellen, die in jungen Jahren auch schon mal Sprühdosen klauten, wie Herr Choko freimütig gesteht. Der Wittener Graffitiaktivist, der die lokale Szene auch fotografisch dokumentiert, lud 4 Kollegen ein und kuratierte die Schau. 

Jedem ein eigener Raum zur Entfaltung: Die Unterschiedlichkeit der Motive und Techniken überrascht. Am dichtesten dran an der Graffiti-Formensprache ist „Altmeister“ Mason. Seine akkurate farbenfrohe konkrete Malerei für Straßen- und S-Bahnen besetzt nun den Innenraum, breitet sich aus über Wände, auf Bildern und Fotografien. Herr Choko selbst hat sich auf grafisches Schwarz-Weiß verlegt. Seine Sprühfarben auf Leinwänden in eigenwilligen Formaten halten eine spannungsgeladene Balance zwischen Abstraktion und Wiedererkennung von Elementen und Zeichen aus dem Straßenraum. 

Während Jan Birkenwald nach seinem Studium der Malerei und Grafik mit farbiger Tusche auf Bambuspapier, mit Zufall und Gestaltung experimentiert und zu fantasievollen Figuren, Landschaften und freien Konstrukten findet, arbeitet Mathias Weinfurter, auch studierter Künstler, mit Material und Objekten der Stadtmöblierung. Sein wandumlaufendes Metallrelief ist ein Zwitter aus Zaun und Op-Art. Einzelne Stäbe sind aufgebrochen und kaum merklich zu feinen geometrischen Formen versetzt, was dezente Wahrnehmungsirritationen bewirkt. Sehr ästhetisch ist das. Die kuratorische Intention, die Dynamik und den rebellischen Charakter der Straße in Museumszusammenhänge zu übertragen, gelingt am eindringlichsten Anne Brauer aus Essen. Ihre atmosphärisch dichten Nachtfotografien und mal vagen, mal rotzig-prallen Motive aus dem geheimen Sprayer-Leben vermitteln volle Authentizität.

Metamorphose Graffiti – Ästhetik der Auflehnung | bis 2.2.2025 | Märkisches Museum Witten | 02302 581 25 50

Claudia Heinrich

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