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Foto: Studio Loriot

Nudel, Mops und Knollennase

10. März 2025

Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Ruhrkunst 03/25

Muss man Loriot noch vorstellen? Der Fernsehgeneration der 1970er und 80er Jahre sicher nicht. Jung und Alt erinnern sich sofort an den distinguierten Herrn, der im TV-Studio von einer Couchecke aus in gewählten Worten entzückende Cartoons und Sketche anmoderierte. Allesamt von ihm konzipiert, gezeichnet oder szenisch vorgeführt: Er selbst in immer neuen Verkleidungen und Rollen, keinen Fettnapf verfehlend, aber stets versucht, Haltung zu wahren. Deutschland hat Tränen gelacht, Fremdschämen vom Feinsten. Mit gezeichneten Knollennasenmenschlein nahm Loriot deutsche Spießbürgerlichkeit und Konflikte zwischen Mann und Frau liebevoll auf die Schippe. Nudel, Steinlaus, Heinzelmann, Jodeldiplom, Frühstücksei, die Herren im Bad – alles im kollektiven Gedächtnis. Weil jede Pointe sitzt.

Diesem Humorperfektionisten, Vicco von Bülow (1923-2011), huldigt die Ausstellung in Oberhausen. Der erste Blick im ersten Raum fällt auf eine typische Loriot-Couch, daneben an der Wand das Bild – hängt schief. Den Sketch gibt‘s allerdings hier nicht zu sehen – keinen einzigen Film, keinen Zeichentrick, keine Monitore. Stattdessen Zeichnungen, Skripte, Skizzen, Filmstills und Fotografien, rund 350 Originale, ein paar Sketchrequisiten – und ganz viel Biografisches rund um den Allrounder, wie ihn wenige kennen: Fotos aus dem Familienalbum nebst Loriot-Kommentaren, seine Entwicklung vom pummeligen Adelsspross aus dem Brandenburgischen über den Werbegrafiker und Karikaturisten hin zur TV-Marke Loriot. Mit Nebenschauplätzen wie seiner Liebe zur Opernbühne und zum Hund, zum Mops im Besonderen. Als Special im Fokus die abenteuerliche erste Loriot-Ausstellung in der DDR 1985, die ganze Story, mit heimlichen Vorbereitungen, geschmuggelten Bildern, ausgetrickster Stasi und Megaerfolg. Drumherum Bilder und Texte aus allen Schaffensphasen, von Originalen aus der Bewerbungsmappe für die Kunstschule über Werbeanzeigen bis zum Spätwerk „Große Deutsche“, natürlich auch sie knollennasig. 

Als Plus gibt‘s Hommagen auf ihr humoristisches Vorbild von bekannten Cartoonisten heute: skizzierte Anspielungen auf Loriots geflügelte Worte. Etwa „Früher war mehr Lamm-Mett da“ von H&B, köstlich! Die Ausstellung ist ein Genuss speziell für Loriot-Fans und Kenner der gesellschaftlichen Befindlichkeiten Ende 20. Jh.

 Ach was – Loriot: Künstler, Kritiker und Karikaturist | bis 18.5. | Ludwiggalerie Schloss Oberhausen | 0208 4124928

Claudia Heinrich

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