Mit Ree Morton (1936–1977) und Natalie Häusler (geb. 1983 in München) vereint das Museum zwei Künstlerinnen aus unterschiedlichen Generationen, Gesellschaften und Kunstwelten in einer Ausstellung. Ein halbes Jahrhundert und der Atlantik trennen sie. Museumsleiterin Noor Mertens sieht eine Geistesverwandtschaft beider Positionen und fördert damit eine spannende (Wieder-)Entdeckung: Ree Morton, US-amerikanische Installationskünstlerin aus dem postminimalistischen Umfeld der 1970er Jahre, ist hier fast unbekannt. Dabei sprühen ihre vielteiligen ortsbezogenen „Environments“ (raumgreifende Installationen) aus Fundstücken oder der Modelliermasse Celastic vor verspieltem Charme und (Sprach-)Poesie. Im Fokus stehen Freundschaften, Familie und Gemeinschaftsgefühle.
Ihr Gegenüber, die zeitgenössische Dichterin und Künstlerin Natalie Häusler, die sich in der Vorbereitung auf die Schau intensiv mit dem Werk ihrer Kollegin auseinandersetzte, inszeniert Raumerlebnisse für mehrere Sinne. Sie präsentiert Tondokumente ihrer Lyrik, von Freunden eingelesen. Gedichtfragmente, die sie mit Wasserpflanzen in gemeinschaftlich geleerte Weinflaschen sperrte oder in Spiegel kratzte. Wer ein Hindernisfeld auf Socken oder einen abgedunkelten Raum durchläuft, hört Laute und Sprachfetzen, während ein auf die Wand projizierter Sonnenball auf- und untergeht.
Ree Mortons Environments geben sich zugänglicher. Im Ensemble „Souvenir Piece“ (1973) vereint sie Relikte eines gelungenen Inselurlaubs mit ihren drei Kindern. 50 unter der Decke installierte buntbemalte Flaggen, namentlich eine für jeden ihrer Lieblingsmenschen, wehten 1974 an einer Schiffstakelage.
Das Environment „To Each Concrete Man“, 1974 für das New Yorker Whitney Museum konzipiert, erhielt einen eigenen Raum im Raum mit frech fleckig-grau gestrichenen Wänden. Auf einer Seite kleine Lederlampen über Baumstammtischchen, auf der anderen Seite figurenähnliche Objekte, die hinüberstarren. Und dazwischen, als verbindendes Element, das Kunstpublikum. Während es Morton um feste Gefüge und Gefühle geht, zeigt Häusler das Trennende, Brüche und Verstörung. Der Kunstgriff der offenen dialogischen Ausstellung lässt aber alle Assoziation und Lesarten gelten. Ganz im Sinne von Ree Morton: „You can‘t see it wrong!“ (übers.: „Man kann es nicht falsch sehen!“)
Ree Morton – Natalie Häusler: To Each Concrete Man | bis 23.2.2025 | Kunstmuseum Bochum | 0234 910-4230
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