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„Körpermaumau“ mit Röhrenbau
Foto: Lara Schmöckel

Azteken mit Loch im Kopf

28. Mai 2014

Das Künstlerduo Winter und Hörbelt spielt „Körpermaumau“ in Dortmund – RuhrKunst 06/14

Wer wissen will, wieso alte Matratzen auf keinen Fall in den Sperrmüll gehören, der muss im Dortmunder U in die sechste Etage reisen und sich die Ausstellung „Körpermaumau“ des Künstlerduos Wolfgang Winter und Berthold Hörbelt ansehen. Die verwenden nämlich für ihre Skulpturen alltägliche und industriell gefertigte Materialien wie Kunststoff und Aluminium. Eben auch diese allseits bekannten Bonnell-Federkerne aus Stahl. Diese werden der eigentlichen Nutzung enthoben und zu etwas Neuem transformiert. Das kann auch eine Bären-Plastik („Bärenarmierung“, 2014) sein, die fast sechs Meter hoch einen ganzen Raum bedrohlich füllt und nicht mehr viel mit dem Kinder-Teddy gemein hat.

Am meisten Spaß macht die Ausstellung aber, wenn man sie im Liegen betrachtet. Zwei überdimensionierte, gepolsterte Rhönräder laden förmlich dazu ein, ein schaukelnder „Röhrenbau“ (2004/2014), der auch an ihre Münsteraner Getränkekistenräume vor fast 20 Jahren erinnert. Neben der ästhetischen Betrachtung gibt es vielfach die Möglichkeit einer körperlichen Erfahrbarkeit der Skulpturen und Installationen. Ausnahme vielleicht die „Sieben Azteken als Stehaufmännchen“ (2014). Hier nutzen die beiden ausgebildeten Steinbildhauer Ton als klassisches Material, alle Keramik-Figuren kommen gebrannt aus der gleichen Form und doch sind sie nur ähnlich, nicht gleich; zwei haben beispielsweise noch das Loch im Kopf vom Herstellungsprozess. Danach wird es beim Rundgang sportlich. Bockspringen mit Badezimmerflair, Plattform balancieren und auf der „Verkehrsinsel“ (2014) aus einem quadratischen Straßenschildermosaik die Fliese mit dem Klangkontakt finden.

Wer dann noch nicht genügend artifiziell animiert ist, nutzt die Mehrfach-„Kabine Bonnell“ (2012-2014), natürlich aus den schon erwähnten Bonnell-Federkernen. Raum im Raum verwirren die Zellen die Wahrnehmung, verzerren den Blick, verwackeln die Schwerkraft-Balance mit flexiblem Untergrund. Danach hilft nur noch motorisch angetriebenes Schaukeln im „Modell für einen Pavillon“ (2014) und die Sinne pendeln sich wieder ein.

„Körpermaumau“ | bis 28.9. | Museum Ostwall im Dortmunder U | 0231 502 47 23

PETER ORTMANN

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