Männer sind Theater, Frauen machen Theater. Die Tauben gurren, ein Hitlerbild hängt an der Wand. Peter Carp inszeniert in Oberhausen seinen Abschied mit Thomas Bernhards „Der Theatermacher“. Kaspar Zwimpfer baut ihm dafür den Tanzsaal im Gasthof „Schwarzer Hirsch“ auf die Bühne. 50er Jahre-Schick in Utzbach mit Jägerschnickschnack und angefaulter Empore. Man kann den Muff förmlich riechen, den Muff des Verfalls und den getrockneten des Spießertums. Alle Männer sehen hier aus wie Hitler, sagt Bruscon – genau, in den Breiten, wo solche Lokale noch stehen, da denken sie auch noch so.
Hartmut Stanke ist dieser Theatermacher, der da wie ein Fremdkörper im Saal herumirrt, der sich beschwert, lamentiert, und doch selbst ein Gefangener der Mittelmäßigkeit ist. Carp macht viel Aufhebens um die Notlichtanekdote, die Bernhard einst in Salzburg selbst produziert hat, weniger kümmert er sich um Bewegung auf der Bühne. Stanke wirkt wie eine Parodie auf Bernhards Figur, matt, ausgelaugt, den Text immer an die Hinterwand geklebt. Nun ja, ein Ulrich Wildgruber, wie einst in Hamburg ist er nicht, aber so ein Blasser in Oberhausen eigentlich auch nicht gewesen, doch an diesem Abend verpasst ihm der Intendant eine Zwangsjacke, die zwar den Theatermacher im Schwarzen Hirschen spiegelt, der Rolle und der Komödie aber nicht gut tut. Man kämpft mit Sauerstoffmangel, nicht mit der Akustik, selbst die Tauben hinter dem Gasthof hört man, dazu passt allerdings Martin Müller-Reisingers steifer Wirt, der langsam, aber gekonnt unauffällig unwirsch die georderte Suppe serviert, viel lieber aber Blutwurst abgefüllt hätte.
Kunstkenner Bruscon flankiert von seiner unbegabten Familie, Jana Horstmann und Thieß Brammer liefern als Kinder wenigstens ein wenig Komik, als devote Eleven eher einen Hang zur rhythmischen Bewegungsmechanik. Die Vorstellung im vollen Saal rückt näher, der Samtvorhang ist gehängt, da brennt das Pfarrhaus, der Saal wieder leer. Seine Frau (Anja Schweitzer) verhindert leider zufällig, dass der Meister aus dem Fenster springt. Ein paar Federn fliegen. Ich werde mich ans Bühnenbild erinnern.
„Der Theatermacher“ | R: Peter Carp | 2., 9., 10., 23.6. 19.30 Uhr | Theater Oberhausen | 0208 857 81 84
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