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„Der Fall der Götter“
Foto: Martin Kaufhold

Bildersturm ohne Wolken

26. April 2018

„Der Fall der Götter“ in Essen – Theater Ruhr 05/18

Wenn dann irgendwann die roten Hakenkreuz- fahnen vom Schnürboden fallen, dann ist die Auf- merksamkeit schon so gesunken, dass deren Knall nicht wirklich mehr aus der Lethargie retten kann. Bis dahin hat sich die deutsche Industriellenfami- lie von Essenbeck im Stück „Der Fall der Götter“ selbst dezimiert. Nur noch der pädophile Psycho- path ist übrig, dafür in schmucker SS-Uniform und mit bösem Blick. Ja ja, gähn. Die Inszenierung von Jan Neumann am Grillo-Theater Essen ist nicht Fisch nicht Fleisch, mit Sektpyramide und Büh- nenfeuerwerk geht alles los, schick die Assoziation von drei Brammen auf der Bühne, doch nach we- nigen Minuten weiß man eigentlich schon, Effekt- hascherei schlägt jeden Überbau, jede mögliche Kausalität zur Jetztzeit. Die kranke Demokratie rettet niemand mit Taktieren.

Alle wissen, dass die Vorbilder für diese Macht- Dekandenz einst in Essen saßen, ihr Geld mit Kriegsspielzeug verdienten und für Gewinn ihre Seele verkauften. Die Dramaturgie lässt in dieser Hinsicht auch nichts aus, wie momentan üblich ro- tiert wieder häufiger die Drehbühne für Flanier und Stechschritt auf der Stelle, es wird gemordet, dass es eine Lust ist. Rheinmetall hat sicher seine Freude daran, wie die Maschinengewehre und Sturmge- wehre und Pistolen im Dauerfeuer alles zersieben, was da den Verachtungswürdigen im Wege steht. Kruppscher Stahl und Quandtsche Batteriesäure, wer kennt die Gewinnler brauner Machenschaften nicht. Das ändert aber nichts daran, dass im Hier und Heute im Theater andere Mechanismen weit wirkungsvoller sind als ein nackter Jünglingshin- tern und ein paar Puppen, die für die Missetaten an ihnen unter den Tisch geschoben werden. Die großen Bilder übertünchen ständig ihre verbalen Inhalte. Das eigentliche Grauen mit Pelzen über- schüttet. Klar klammerten sich damals alle an die Macht und dachten, sie könnten die Dumpfbacken kontrollieren. Heute hat das niemand mehr nötig, es spielt für die großen Vermögen keine Rolle mehr, wer da glaubt politisch irgendwas in der Hand zu haben. Insofern war da viel wildes Rollenspiel, aber ich denke, die echte Kunst steht eher oben auf der Schurenbachhalde.

„Der Fall der Götter“ | R: Jan Neumann | 5., 11., 30.5., 13.6. je 19.30 Uhr, 6.5. 16 Uhr | Grillo- Theater Essen | 0201 812 22 00

Peter Ortmann

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