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„Der goldene Drache“
Foto: Birgit Hupfeld

Blut der Geknechteten

26. April 2012

„Der goldene Drache“ im Prinz-Regent-Theater - Theater Ruhr 05/12

Der junge Chinese kann an nichts anderes mehr denken. So stark ist der Schmerz, den ihm sein Zahn bereitet. Irgendwie muss ihm geholfen werden, bloß wie? Eine Versicherung hat er nicht, Geld sowieso keines, von Papieren ganz zu schweigen. Da bleibt nur die brachiale Do-it-yourself-Methode mit der Rohrzange in der winzigen Küche des China-Thai-Vietnam-Imbiss. Für den jungen Koch wird der Eingriff ein böses Ende nehmen. Sein böser Zahn verschwindet unterdessen in der Thai-Suppe und gelangt so auf den Teller einer Stewardess, die unfreiwillig das Blut des geknechteten Chinesen schmecken wird.

So weit, so widerlich. So weit, so pathetisch. Es geht im Kern dieser Geschichte eben um die Knechtschaft und Ausbeutung in der globalisierten Welt. Das Thema läuft gut zurzeit, und so kann es nicht verwundern, dass Roland Schimmelpfennig 2010 mit seinem Stück „Der goldene Drache“ einen Coup landete. Das Prinz-Regent-Theater war lange abgeschnitten vom Schimmelpfennig-Hype, weil das Bochumer Schauspielhaus immer Vorrang hatte. Nun ist der Weg frei für die kleine Freie Bühne. Mit dem von ihr selber inszenierten goldenen Drachen bringt Intendantin Sibylle Broll-Pape bereits das vierte Schimmelpfennig-Stück.

Brillant ist an dieser nur 75 Minuten kurzen Tragikomödie der dramaturgische Aufbau und die filmische Schnitttechnik, die Schimmelpfennig virtuos beherrscht. Er zappt unvermittelt durch die Szenen, die sich parallel in den Wohnungen über dem Asia-Imbiss abspielen oder sich in der chinesischen Heimat des jungen Kochs abgespielt haben. Außerdem baut er noch die Fabel von der Grille und der Ameise ein, die bei ihm eine unerwartete Wendung nimmt: Die Ameise schickt die Grille auf den Strich. All diese Handlungsstränge werden letztlich kunstvoll zusammengeführt. Bis dahin aber mutet der Dramatiker den Darstellern mit seinem Szenen-Zapping eine ganze Menge zu.

Mit Wolfram Boelzle, Katharina Brenner, Arne Obermeyer, Alexander Ritter und Katrin Schmieg, von denen jeder vier bis fünf Rollen spielt, hat die Regisseurin ein durchweg exzellentes Ensemble auf der Bühne, das den Zuschauer auch dann noch bei der Stange hält, wenn der Text zuweilen auch mal etwas länglich gerät.

„Der goldene Drache“ I Di 8.5., 20 Uhr I Prinz-Regent-Theater Bochum I 0234 77 11 17

Prinz Regent Theater

KARSTEN MARK

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