Tag 2 von 4. Wieder hängen die Wolken tief über Bochum. Während ich mir im Backstage der Sparkassenbühne von den Jungs von Captain Disko erzählen lasse, wie sehr sie sich freuen, wieder auf Bochum Total zu spielen, ringt der Himmel sich ein paar trotzige Tropfen ab, bevor er aufklart und perfektes Festivalwetter bietet. Das lockt an diesem Tag locker 150.000 Besucher in die Bochumer Innenstadt.
Total divers geht es los an diesem Tag. Während um 17 Uhr das Duo Maël & Jonas die WDR 1Live-Bühne mit ihrem locker-flockigen Pop einweiht, ballern auf der Ringbühne The Messenger ihren wütenden Hardcore aus den Lautsprechern. Auf der Sparkassenbühne hingegen gibt es Hiphop zu hören und etwas später wundert sich auf der trailer-wortschatz-Bühne der Comedy-Newcomer Fabian Lampert über die Absurditäten des Alltags. Auch heute füllen sich die Plätze vor den Stages schlagartig mit den ersten Tönen. Um 17 Uhr schaut es zwar dennoch nach social distancing aus, doch das ändert sich schnell. Man merkt: Das Wochenende hat jetzt richtig begonnen; das Gedränge wird groß werden an diesem Abend.
Ein alter Hase bei Bochum Total ist Edy Edwards, der nach seinem Auftritt auf der trailer-bühne seinen Auftritt beschreibt mit: „Mit einem Wort: geil!“ (Was sonst noch auf der trailer-wortschatz-Bühne los war, lest ihr in einem eigenen Artikel.) Die Sparkassenbühne zeigt heute besonders eindrucksvoll, dass Vielfalt die große Stärke des Bochum Total ist. Auf den Rapper Big Shrimp Ace folgten dort The Black River Roots, die den Namen ihres Genres im Namen tragen: Rootsmusik ist ein Oberbegriff für (US-amerikanisch geprägten) Folk, Blues und Country. Die Band hat gute Laune und das Publikum ebenfalls. Die Leute wollen tanzen und die Band gibt ihnen, was sie wollen. Ebenfalls tanzbar sind einige Stücke des darauffolgenden Bochumer Duos Janou, allerdings dürfte das Publikum ein komplett anderes sein, denn Janou spielen Electropop.
Euphorisierte Festivalbesucher
Apropos Vielfalt: Ungewöhnliche Klänge erschallen um 19.30 Uhr von der 1Live-Bühne. ZSK ist eine Band, die ihre Fans als „richtigen Asi-Punk“ beschreiben würden und die wohl nichts gegen diese Zuschreibung einzuwenden hat. Zuschreibungen an das Konzert lauten dagegen, so zugetragen von euphorisierten Festivalbesuchern: „Es war die Hölle los!“ Damit heizten die Berliner Punks für den Headliner Jupiter Jones ein, die ebenfalls für Begeisterungsstürme sorgten.
Parallele Headliner auf der Ringbühne waren Long Distance Calling, die zwar aus ihrer Heimatstadt Münster doch keine so lange Distanz zurückzulegen hatten, dafür aber einen wichtigen Aufruf mit ihrer Musik transportieren. Und das ist erstaunlich, denn es handelt sich bei Long Distance Calling um eine Band, die instrumentalen Post Rock spielt, die also ohne Gesang auskommt. Auf die Frage, was sie davon erwarten, mit ihrer ungewöhnlichen und anspruchsvollen Musik auf einem Umsonst & Draußen-Festival zu spielen, antwortete Schlagzeuger Janosch im trailer-Interview diplomatisch: „Das kann gut werden, es kann aber auch schlecht laufen.“ Bassist Jan stellte aber klar: „Wir freuen uns aber richtig drauf, zu spielen!“ Und der wichtige Aufruf? Die Band spielte einige Songs vom kommenden Album „Eraser“, auf dem jedes Lied einer vom Aussterben bedrohten Tierart gewidmet ist. Zum Schluss präsentierte die Band ein Greenpeace-Banner. Auch bei den skeptischen und nachdenklichen Musikern hieß es nach dem Konzert: „Es hätte gut laufen können oder schlecht – es war geil!“
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