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Das Duo VonRohden+Ortmann
Foto: Presse

Der Krieg ist mächtig

19. Dezember 2013

VonRohden+Ortmann und Inge Müller im Rott5-Theater Bochum – Theater Ruhr 01/14

„Sie haben uns um unsere Ration geprellt“ ist ein Satz von Inge Müller, der ihren ganzen Schmerz und Verlust an Lebensenergie in sieben Worte presst, der Verursacher und Wert des auf immer Verlorenen zeichnet. Ration. Menge. Happen. Ginge es dabei nur um materielle Brocken, wären diese längst erwachsenen Nachkriegskinder nicht so illusionslos unter dem blauen Himmel gestolpert, hätte Inge Müller (1925-1966) vielleicht ... , man weiß es nicht. Langsam taucht sie wieder auf aus der Dunkelheit, in die sie leise und unbemerkt verschwand, ihre schmalen Spuren sind noch nicht verblasst, das Duo VonRohden+Ortmann Produktionen hat sie ein wenig gesichert und wurde dafür mit dem freien Theaterpreis Innsbruck ausgezeichnet. Sie fragen in ihrer bestuhlten Musik, Theater, Performance „Wenn ich schon sterben muss“ wieder nach dem Leben, nach den Rationen, die heute ebenso trotz scheinbarem Überfluss die Kehlen schnüren: In einem leeren Raum stehen Stühle im weißen Quadrat, darin ein Kreis mit geklebtem Mittelpunkt, der die Fläche zentriert und stützt, Orientierung bietet und Wege misst.

Die Beiden, Musikerin und Schauspielerin, Komponistin und Regisseurin, verorten darin anhand von Inge Müllers Texten die Jetztzeit. Während die eine als Akkordeonspielerin Inge sich mit ihrem Instrument im Raum bewegt, wird die andere zur suchenden Inge, die auf immer fragiler werdende Weise ihr Leben ausbalancieren muss, gemeinsam finden sie Sprache, Halt und Positionen. Das Publikum rollt dabei auf Bürostühlen um sie herum, wird dabei Requisite, Voyeur und Studierender gleichzeitig. Ein nicht immer ungefährlicher, aber furchtloser Vorgang. Denn: „Kein Feuer, kein Gott, wir selber legen uns ins Grab“ dichtete Inge Müller, die zweite Ehefrau des Dramatikers Heiner Müller, die nach einem Luftangriff drei Tage lang zusammen mit einem Hund unter Trümmern verschüttet war.

Der Krieg ist mächtig in ihren Gedichten, Leid, Tod, Trauer, aber auch die Verursacher blieben ein Thema. Mit 41 Jahren nahm sich die depressive Schriftstellerin das Leben, von ihren rund 300 Gedichte wurde eine Auswahl erst 1985, 20 Jahre nach ihrem Tod veröffentlich.

„Inge & Rotwein: WennIchSchonSterbenMuss“ | Do 30.1. und Fr 31.1. 20 Uhr | Rottstr5-Theater Bochum | 0163 761 50 71

PETER ORTMANN

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