Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
23 24 25 26 27 28 29
30 31 1 2 3 4 5

12.583 Beiträge zu
3.812 Filmen im Forum

In Oberhausen wird „Der futurologische Kongress“ konzipiert
Foto: Theater Oberhausen

Das Jahr beginnt mit Flüchen

21. Dezember 2017

Komödien sind nicht alles im Theater – Prolog 01/18

So richtig hat das Jahr 2018 noch gar nicht angefangen, da wirken bereits fürchterliche Flüche in die Theater der Region, kleine Häuser und nicht so riesige Flüche - zugegeben, aber dennoch, wo die „Jugend ohne Gott“ (Kammerspiele Bochum) auf Orientierung wartet, wo Metropolis in seiner Dystopie versinkt (Grillo Essen), da sind es eher die Siegfrieds, die Sisyphose und die Humbert Humberts dieser Welt, die sich dem Schicksal allein stellen müssen, ob in Moers oder Bochum – das spielt ja wohl keine Rolle hier in unserer wunderbaren Metropolregion.

Das kleine Schlosstheater in Moers jedenfalls hat die historische Herausforderung erkannt und lässt den ewigen Kleinkrieg entfesseln, um Geld, Gold, Immobilien und Macht am Niederrhein. Das Stück „Der Ring. Rheingold im Königssee“ hat aber eine neue, alte Bedeutung am Moerser See gleichen Namens: Wer Gemeineigentum privatisiert, geht zwangsläufig unter. Das sei der Fluch der Götter von Mutter Natur. Ausgesprochen wird der im Wallzentrum mitten in der Innenstadt: einst erhoffte Shopping-Mall (1975), heute eher kommunales Sorgenkind. Und niemand gibt das Gold, die Landschaft zurück. Hier inszeniert Ulrich Greb gesangfrei seinen Ring. Und – wie bei Wagner steuert alles auf eine finale Katastrophe zu. Oder?

Auch für den abgezocktesten aller Menschen wurde die finale Katastrophe einst zur persönlichen Niederlage. Er, der Göttervater Zeus überlistete und den Tod entmachtete, wird von den Göttern verflucht, in den Hades gesteckt und lebenslänglich gequält. Waterboarding wäre nix dagegen. Sisyphos musste fortan einen Steinblock den Hügel hinaufrollen. Dumm nur, dass der, ehe er fast oben war, wieder zurückkullerte und der Arme immer wieder von vorn begann. Romy Schmidt inszeniert im Bochumer Prinz Regent Theater nun „Sisyphos! – Der Berg ruft...“. Das erinnert fatal an Louis Trenker („Du bist der König der Berge“) und den Fluch am Matterhorn. Auch Louis rann der Schweiß ja immer schwarz-weiß von den Gliedern.

Den letzten Fluch bearbeitet Alexander Ritter im Brückenrund an der Bochumer Rottstraße. Im kleinen Off-Theater geht es um Lolita und die verbotene Liebe. Dolores Hazes Name ist längst zum Schlagwort verkommen, ihre Geschichte an gesellschaftliche Realitäten umgedeutet für Kindfrauen, blutjunge Models, Partnerbörsen, etc. angepasst. Doch in dem Roman von Vladimir Nabokov (1955) geht es eher um den Fluch der Obsession, es geht um Leben und Tod, Sex und Crime und um ein erzähltes „Roadmovie“ quer durch die USA. Es ist die Geschichte vom Literaturwissenschaftler Humbert Humbert, der 1952 im Gefängnis auf seinen Prozess wartet.

Don't be alarmed. Das Frühjahr hat auch seine schönen Seiten. Doch wer die Sorgen der Erde satt hat, fliege in die Galaxis und gedenke so, das Ärgste zu versäumen. Das macht Stanislaw Lems Astronaut Ijon Tichy auch so. Bis er zum „Achten Futurologischen Weltkongress“ in Nounas, der Hauptstadt Costricanas geladen wird und dort als Drogenjunkie unter die Räder kommt. Tomas Schweigen inszeniert den Einsatz von „Benignatoren“, um einen Diktator im Amt zu halten, am Theater Oberhausen.

„Der Ring. Rheingold im Königssee“ | 23.2.(P) 19.30 Uhr| Schlosstheater Moers | 0284 18 83 41 10

„Sisyphos! – Der Berg ruft...“ | 9.3.(P) | Prinzregenttheater Bochum | 0234 77 11 17

„Lolita“ | 27.1.(P) 19.30 Uhr | Rottstr 5 Theater Bochum | 0163 761 50 71

„Der futurologische Kongress“ | 2.2.(P) 19.30 Uhr | Theater Oberhausen | 0208 857 81 84

PETER ORTMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Heretic

Lesen Sie dazu auch:

Zwischen Utopie und Ökoterrorismus
Tagung „Klimafiktionen“ in Bochum – Literatur 12/24

Der Held im Schwarm
„Swimmy“ am Theater Oberhausen – Prolog 10/24

Wüste des Vergessens
„Utopia“ am Theater Oberhausen – Prolog 09/24

„Das Publikum braucht keine Wanderschuhe“
Intendant Ulrich Greb inszeniert „Ein Sommernachtstraum“ am Schlosstheater Moers – Premiere 09/24

Das Trotzen eines Unglücks
Die neue Spielzeit der Stadttheater im Ruhrgebiet – Prolog 08/24

„Es ist ein Weg, Menschen ans Theater zu binden“
Regisseurin Anne Verena Freybott über „Der Revisor kommt nach O.“ am Theater Oberhausen – Premiere 06/24

„Zero Waste“ am Theater
Das Theater Oberhausen nimmt teil am Projekt Greenstage – Theater in NRW 06/24

„Eher die Hardcore-Variante von Shaw“
Regisseur Damian Popp über „Pygmalion – My Fairest Lady“ am Schlosstheater Moers – Premiere 05/24

Von der Straße ins Theater
„Multiversum“ am Theater Oberhausen – Prolog 04/24

Mackie im Rap-Gewand
„MC Messer“ am Theater Oberhausen – Tanz an der Ruhr 04/24

Theatrales Kleinod
Neues Intendanten-Duo am Schlosstheater Moers ab 2025 – Theater in NRW 04/24

Vom Elvis zum Cowgirl
„The Legend of Georgia McBride“ am Theater Oberhausen – Prolog 02/24

Bühne.

HINWEIS