Aktuell sind Tim Neuhaus & The Cabinet auf ausgedehnter Deutschland-Tour, um ihr Album „Now“ zu supporten. Eines der 16 Konzerte dürfte zumindest Neuhaus schwarz im Kalender angestrichen haben. Am vergangenen Donnerstag, den 28.3., war das Quartett zu Gast in Hagen, der Geburtsstadt von Tim Neuhaus. Die Gästeliste war an diesem Abend entsprechend länger als üblich: Ehemalige SchulkameradInnen, Familie, Bekannte und sogar Sandkastenliebschaften fanden an diesem Abend den Weg in die Pelmke im Hagener Stadtteil Wehringhausen. Ein „saver“ Abend wie Neuhaus später konstatierte.
Bevor Neuhaus und Co. jedoch an der Reihe waren, machten sich zwei waschechte Amerikaner auf der Bühne breit. Ryan und Ian aka. Ian Fisher & The Present supporteten den Hauptact an diesem Abend mehr als vorbildlich. Äußerlich wie musikalisch tief im Americana verwurzelt, boten die beiden Gitarristen gut 30 Minuten lang bärtigen Folk, der stets von Sehnsucht und Liebe handelt. Ian, die eine Hälfte des Duos, überzeugte zudem mit seinen Deutschkenntnissen, die er durch seinen Wohnsitz in Berlin erklären konnte. Neben der musikalischen Erkenntnis, dass man den Sound der Mumford & Sons offensichtlich auch für weniger Euros geboten bekommen kann, kam das Publikum auch in den Genuss der ein oder anderen Tourbus-Anekdote: Aus reiner Langeweile tapezierte man den Innenraum des Wagens kontinuierlich mit Popstar-Postern aus Teeni-Zeitschriften. Rihanna, Justin Bieber und Co. dienten und dienen den MusikerInnen fortan als Inspirationsquelle. Das bunt gemischte Publikum, welches in den ersten Reihen aus karfreitäglicher Symbolik auf Stühlen Platz nehmen konnte, lauschte den Klängen über die gesamte Spielzeit mit einer fast schon fromm anmutenden Stille.
Zwei Gitarren, ein Song: Ryan und Ian. Foto: Benjamin Knoll
Aufgrund der geringen Instrumentendichte der Vorband entfiel die Umbaupause fast gänzlich. Tim Neuhaus & The Cabinet sprinteten kurz nach Ian Fisher & The Present auf die Bühne. Die proppevolle Pelmke bestand an diesem Abend zur Hälfte aus für Neuhaus bekannten Gesichtern. Ein Abend, der eigentlich nur gut werden konnte. Mit breitem Grinsen ausgestattet, spielte man fortan Lieder aus allen Dekaden von The Cabinet. Dazu gesellte sich auch mal ein Cover oder eine Band-Version von Tracks, die auf kommenden Solo-Alben einzelner Bandmitgleider enthalten sein werden. Egal was The Cabinet auch taten, sie taten es mit voller Hingabe und Freude an der Musik. Der kuschelige, auf den Punkt arrangiertee Indie-Pop sorgte stets für zusätzlichen Zuckersguss und erhitze die ohnehin schon warmherzige Atmosphäre im Raum zusätzlich. Eine hoch sympathische Truppe, „mit der man gerne mal auf Jugendfreizeit gefahren wäre“ wie es eine Zuschauerin gekonnt auf den Punkt brachte. Gegen Ende kamen auch Ian und Ryan nochmal zum Zug: Beim stark an Sigur Rós erinnernden „As Life Found You“ stimmten sie spontan mit ein und sorgten für ein Highlight des Konzerts. Nach gut 90 Minuten inkl. Zugaben war Schluss. Ein Abend mit allseitiger Nächstenliebe.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Einer der Besten
Götz Widmann am 31.1. im Bahnhof Langendreer – Musik 02/17
Jetzt erst recht solo
Judith Holofernes solo im FZW – Musik 04/14
Unikate on the road
American Songbirds-Festival am 30.3. in Bochumer Christuskirche - Musik 03/14
Von Abschied und Aufbruch
Supermutant und Patrick Richardt spielten am 16.2. in der Zeche Carl
Von Schwere und Leichtigkeit
Liedermacher Niels Frevert begeistert bei Konzert im Treff Witten – Musik 11/12
Herz bricht Klischees
Krazy und Karl Neukauf im Dortmunder Subrosa – Musik 02/25
Große Stars und die nächste Generation
Zum Programm des Klavierfestivals Ruhr – Festival 02/25
Poesie im Alltäglichen
International Music in Dortmund – Musik 01/25
Hommage an Nino Rota
Kazda & Indigo Strings im Loch – Musik 01/25
Das blaue Licht in Bochums Norden
Otto Groote Ensemble im Bochumer Kulturrat – Musik 12/24
Schummerlicht und Glitzerhimmel
Suzan Köcher's Suprafon in der Bochumer Goldkante – Musik 12/24
Pessimistische Gewürzmädchen
Maustetytöt im Düsseldorfer Zakk – Musik 11/24
Komm, süßer Tod
„Fauré Requiem“ in der Historischen Stadthalle Wuppertal – Musik 11/24
Konfettiregen statt Trauerflor
Sum41 feiern Jubiläum und Abschied in Dortmund – Musik 11/24
Erste Regel: Kein Arschloch sein
Frank Turner & The Sleeping Souls in Oberhausen – Musik 10/24
Eine ganz eigene Kunstform
Bob Dylan in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle – Musik 10/24
Psychedelische Universen
Mother‘s Cake im Matrix Bochum – Musik 10/24
Sich dem Text ausliefern
Bonnie ,Prince‘ Billy in der Essener Lichtburg – Musik 10/24
Improvisationsvergnügen
Das Wolfgang Schmidtke Orchestra in der Immanuelskirche – Musik 09/24
Essen-Werden auf links drehen
Cordovas im JuBB – Musik 09/24
Rock ‘n‘ Roll ohne Schnickschnack
Gene Simmons und Andy Brings in der Turbinenhalle Oberhausen – Musik 08/24
Vielfalt, Frieden und Respekt
3. Ausgabe von Shalom-Musik.Koeln – Musik 07/24
Die Ruhe im Chaos
Emma Ruth Rundle in Bochum und Köln – Musik 07/24
Musikalische Feier
Markus Stockhausen Group im Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden – Musik 07/24
Verzauberung des Alltags
The Düsseldorf Düsterboys in Essen – Musik 07/24