Am Valentinstag wurde die Schauspielerin und mehrfache Oscar-Preisträgerin Meryl Streep in Berlin mit dem Ehren-Bären für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Doch die Pressekonferenz hielt noch einige andere Überraschungen für sie bereit.
Um ihren Film „Die eiserne Lady“ dem deutschen Publikum vorzustellen, war Meryl Streep zusammen mit der Regisseurin Phillipa Lloyd und ihrem Schauspielkollegen Jim Broadbent nach Berlin gekommen. Doch das Hauptaugenmerk lag auf ihrer Auszeichnung mit dem Ehren-Bären für ihr gesamtes Lebenswerk. Dementsprechend emotional verlief auch die Pressekonferenz am Valentinstag. Zu dem Strauß Blumen, die sich bereits auf ihrem Platz befanden, gesellte sich bald ein weiterer Strauß weißer Rosen von einem jungen österreichischen Radiojournalisten, der das Mikrofon an sich nahm und sich dazu bekannte, keine Frage zu haben, sondern bloß seine Liebe und Wertschätzung zum Ausdruck bringen zu wollen. Kurze Zeit später stürmte ein weiterer Journalist nach vorne, hatte allerdings nur eine Umarmung anzubieten, was Meryl Streep sehr amüsierte. Das originellste Geschenk kam allerdings aus Russland: Mitarbeiter einer Moskauer Zeitung überreichten der Leinwandlegende eine Babuschka-Puppe, handgefertigt von einem sibirischen Künstler. Auf dem Konterfei war unschwer Streeps Gesicht zu erkennen, jede weitere kleine Puppe war als eine ihrer Filmrollen gestaltet, beispielsweise „Der Teufel trägt Prada“. Überaus gerührt und begeistert nahm die Schauspielerin das Geschenk entgegen. „Und ihr habt meine Nase kleiner gemacht“, stellte sie zufrieden fest.
Mit ihrem Charme und ihrer unwahrscheinlichen Ausstrahlung wurde schnell greifbar, wieso sie als „vielleicht beste Schauspielerin der Welt“ bezeichnet wird: Klug und stets mit einem feinsinnigen Humor beantwortete sie die Fragen der Presse, welche durchaus etwas Kritik an ihrem neuesten Film übten. Doch Streep, die sich selbst als Linksliberale und politisch engagierte Frau versteht, schaffte es dem Publikum zu verdeutlichen, warum sie es für spannend und wichtig hielt, sich dem Leben von Margaret Thatcher auf empathische Weise zu nähern. „Ich dachte früher, Thatcher wäre bloß eine Freundin von Ronald Reagan gewesen, mit grauenvollen Kleidern und einer geschmacklosen Frisur. Doch genauso urteilen Frauen stets über Frauen. Ich war erstaunt zu erfahren, dass sie sich für das Recht auf Abtreibung engagierte, ebenso wie sie sich bereits über die Erderwärmung Gedanken machte. Margret Thatcher war eine Feministin, ob sie es will oder nicht.“
Meryl Streep engagiert sich zur Zeit für die Errichtung eines Museums zur Geschichte der Frau – häufig wurde sie darauf angesprochen, ob ihr Familienleben unter der Karriere leide oder was ihr Geheimnis sei. "Ich vermisse es, moderne Kunst anzusehen“, gab sie nach einer Weile zu bedenken. „Ich bin hier in Berlin umgeben von so vielen Museen, die ich gerne besuchen würde, doch wenn ich ein Bild anschaue, dann schauen alle sofort auf mich“. Abgesehen von diesem Mangel an Privatsphäre vermisse sie jedoch nichts. Ob wir sie nun das letzte Mal gesehen hätten, jetzt wo sie für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde, wollte ein etwas schnippischer Journalist wissen. Darauf reagierte Meryl Streep mit ihrem unwahrscheinlich sympathischen Lachen. „Ganz bestimmt nicht“, sagte sie. Man kann es sich nur wünschen.
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