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J. H. Weissenbruch, Polderlandschaft mit Mühlen, 1890, Öl auf Leinwand, 60 x 93 cm
© Sammlung Singer Larsen

Die Moderne aus der Nähe

26. Juni 2019

Niederländische Malerei aus der Sammlung Singer Laren in Dortmund – kunst & gut 07/19

Ein Schlüsselbild der Sammlung Singer Laren ist Jan Sluijters' Gemälde „Radfahrer in einer Landschaft bei Laren“. Entstanden um 1910, fußt es auf den Erfahrungen der Freiluftmalerei, lässt sich mit seinen lichtdurchfluteten Strichen und Punkten dem Pointillismus und dem Postimpressionismus zuordnen und schließt in seiner stellenweise grellen Farbigkeit an den Expressionismus an. Es ist eine Malerei der Moderne, die sich aus den verschiedenen Zeitstilen bedient. Aber nicht nur die Malerei ist auf dem neuesten Stand, auch im Bild selbst wird der Fortschritt sichtbar: in den Hochspannungsmasten und darin, dass Frauen Fahrrad fahren. Sluijters malt die Landschaft um die niederländische Gemeinde Laren, die von der Natur umgeben, aber eben auch an die Elektrizität angeschlossen ist. Und: Amsterdam ist nur 30 km entfernt. Mit den Voraussetzungen waren Laren und das benachbarte Blaricum prädestiniert als Rückzugsort für die Maler.

Bereits um 1880 hatte sich hier eine Künstlerkolonie angesiedelt – mit Wirkung nach außen. Max Liebermann war hier ebenso Gast wie Piet Mondrian, beide haben in der Natur gemalt. Im Hotel Hamdorff fanden Ausstellungen überwiegend mit Künstlern der Umgebung statt. Und ab 1902 ließen sich William und Anna Singer hier nieder und sammelten mit Engagement die niederländische Malerei der Jahre – eine Auswahl ist nun im Dortmunder U zu sehen. William Singer war selbst vom Fach. Gemälde, die das Interieur seines Ateliers und die Berglandschaft am weiteren Wohnsitz in Norwegen zeigen, weisen ihn als virtuosen Maler auf der Höhe seiner Zeit aus. Umso erstaunlicher ist, dass er sich bei seinen Ankäufen nicht bis in die Abstraktion gewagt hat: Deshalb fehlt der Sammlung, die nach seinem Tod 1943 zunächst von seiner Frau und bis heute vom 1954 gegründeten Museum fortgesetzt wird, etwa ein Bild von Piet Mondrian.

„Ein Gefühl von Sommer ...“ ist ein weitgehend chronologischer Spaziergang durch die niederländischen Avantgarden im frühen 20. Jahrhundert – in Ausschnitten gewiss, aber mit etlichen wunderbaren Malereien. Im Idealfall sind einzelne Künstler mit mehreren Werken vertreten. Zu den auch in Deutschland bekannten gehören Jozef Israels, George Hendrik Breitner (mit der Nieuwe Kerk in Amsterdam) und Kees van Dongen (mit einem Frauenporträt). Die Haager Schule wird ins rechte Licht gerückt, der Impressionismus in Amsterdam gehört zu den hierzulande weitgehend unbekannten Richtungen. Zentrales Motiv der Ausstellung ist die Landschaft, gefolgt vom dörflichen Leben. Mit dem Symbolismus, dem Jugendstil und dem Expressionismus kommen gestenreiche Figurenbilder hinzu. Und schließlich sind, zusammengestellt am Ende der Ausstellung, Porträts zu sehen. Entdeckungen sind die zwischen Kubismus und Expressionismus angesiedelten Malereien von Else Berg (1877-1942) und die überraschend zeitlosen, netzartig organisierten Bilder von Lou Loeber (1894-1983), die durch die Präsentation noch hervorgehoben sind. Die Ausstellung ist übrigens ein Austauschprojekt. Der Expressionismus aus dem Bestand des Museum Ostwall ist derzeit im Museum Singer Laren zu sehen, bevor er dann in Dortmund gezeigt wird.

Ein Gefühl von Sommer... | bis 25.8. | Museum Ostwall im Dortmunder U | 0231 502 47 23

Thomas Hirsch

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