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Ulrich Erben: Farben der Erinnerung (Ausschnitt), 1989/90, 150 x 230 cm, Sammlung Ströher
Foto: © Ulrich Erben, courtesy Museum Küppersmühle

Farbe als Erfahrung

26. Oktober 2011

Ulrich Erben im Museum Küppersmühle Duisburg – Ruhrkunst 11/11

Es trifft sich gut, dass parallel zu Gotthard Graubner Ulrich Erben ausstellt, und zwar in der Küppersmühle in Duisburg. Ulrich Erben, ebenfalls in Düsseldorf ansässig, zehn Jahre jünger und wie Graubner mit dem Otto-Ritschl-Preis des Museum Wiesbaden ausgezeichnet, gehört gleichfalls zu den wichtigen Vertretern der gegenstandsfreien Malerei und nimmt doch eine sehr andere Position ein. Erben setzt die Farbe meist in systematisch definierten Formen: als rechteckige Felder, die sich umlagern, oder in Streifen, und zwar im expressiven Auftrag oder als homogene Fläche. Die Wahrnehmung seiner Bilder aber ist ein sinnliches Vergnügen; in ihrer Intensität entschleunigen sie alles Sehen und sind dabei verbindlich. Und da ist noch etwas: Immer gehen sie von Gesehenem aus, im Besonderen von Landschaften, und zwar von deren Gestimmtheit und Verfasstheit, transzendiert in abstrakter Malerei. Also, Erbens Bilder sind Konzentrate des Erlebens, die das Phänomenologische gegen das Ontologische tauschen – so weit kann man in der Beschreibung dieser Malereien gehen.

Wie in Bottrop ist nun in der Küppersmühle eine exemplarische Werkschau zu sehen. Aber vielleicht ist der Weg von Ulrich Erben bestimmter und origineller als der von Graubner? Erben zeigt in Duisburg etwa ein frühes Lichtobjekt, bei dem eine Leinwand von hinten angestrahlt ist, so dass sich Fläche und Raum verschränken. Zu sehen sind auch die vielteiligen Papierarbeiten, die in überlappendem Rapport auftreten, sowie zwei Wandmalereien, die Ulrich Erben eigens für diesen Ort realisiert hat. Ein weiterer Höhepunkt ist die Folge der leicht überlebensgroßen „Siria“-Bilder, die auf Seherfahrungen im Nahen Osten beruhen. Um ein Hochrechteck ist ein Randstreifen in einer anderen Farbe gesetzt. Aber der Eindruck des Monotonen wird unterlaufen, die Bilder erweisen sich zunehmend komplex. Licht ist hier die zentrale Kategorie des Erlebens, ja, das bildnerische Motiv. „Siria“ ist höchste Malkultur, und die ganze Ausstellung ist eine Demonstration dessen, was Farben und Sehen vermögen, jenseits aller Moden im Kunstbetrieb.


„Ulrich Erben – Lust und Kalkül“ I bis 29. Januar im Museum Küppersmühle in Duisburg I www.museum-kueppersmuehle.de

THOMAS HIRSCH

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