Auch wenn an diesem Ort schon großformatige Farbfotografien von Hans-Christian Schink ausgestellt waren und zuletzt Fotodokumente den Auftakt zu den Gemälde-Schauen bildeten, so ist die aktuelle Ausstellung mit Barbara Klemm und Stefan Moses doch eine Premiere in der Küppersmühle. Erstmals geht es ausschließlich um Fotografie und ihre Aussagekraft, und das in einem Dialog auf hohem Niveau. Beide Fotografen fokussieren Zeitgeschichte in Deutschland, ja, sie haben unsere Wahrnehmung von dieser und ihren Protagonisten mitgeprägt. Sie halten politisch-gesellschaftliche Ereignisse fest und porträtieren besonders Persönlichkeiten der Kultur. Barbara Klemm (geb. 1939) hat für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ fotografiert und Stefan Moses (geb. 1928) für die Agentur Magnum und den „Stern“. Bei dem in München lebenden Moses wird die Zeitgeschichte durch die Umgebung, die Gestik und Mimik anschaulich. Neben Porträts, bei denen der Dargestellte eine Pose einnimmt (etwa Herbert Wehner auf einem Baumstamm), und der berühmten Serie mit Menschen aus Ostdeutschland vor einer weißen Plane hat Moses plötzliche Situationen punktgenau eingefangen. Die Vertrautheit zwischen Porträtierendem und Porträtiertem und eine Intimität der Szene kommen immer wieder zum Ausdruck, etwa wenn die Schriftstellerin Rose Ausländer in ihr Bett steigt. Und wenn Stefan Moses keine Umgebung einbezieht, dann rückt er mit der Kamera näher an das Gesicht, verleiht dem Porträtierten eine Dramatik, die zum Psychogramm wird.
Die in Karlsruhe als Tochter des Malers Fritz Klemm geborene, in Frankfurt/M. lebende Barbara Klemm hingegen erzeugt selbst dann Stille und Leere, wenn der Raum von Menschen und Dingen erfüllt ist. So taucht der Kopf des amerikanischen Bildhauers Richard Serra vor seinen riesigen dunklen Stahlflächen auf: exakt beobachtet und konzentriert. Das Zeitgeschichtliche, Dokumentarische ist das eine, das Bildkünstlerische das andere – dafür wurde Barbara Klemm ebenso wie Stefan Moses mit etlichen Preisen geehrt. Zu sehen ist in Duisburg eine Kunstausstellung, und die ist ausgesprochen sehenswert.
„Barbara Klemm / Stefan Moses“ | bis 18.1. | Museum Küppersmühle Duisburg | 0203 30 19 48 10
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