Als wir träumten
Deutschland, Frankreich 2015, Laufzeit: 117 Min., FSK 12
Regie: Andreas Dresen
Darsteller: Merlin Rose, Julius Nitschkoff, Joel Basman
>> www.alswirtraeumten.de
Coming-of-Age Drama zur Zeit der Wende
Zeit des Umbruchs
„Als wir träumten“ von Andreas Dresen
Interview zum Film mit Andreas Dresen
Leipzig in den frühen 90er Jahren: Dani (Merlin Rose), Mark (Joel Basman), Rico (Julius Nitschkoff), Pitbull (Marcel Heupermann) und Paul (Frederic Haselon) wuchsen in der DDR auf. Die Pubertät stellt sie nun nicht nur vor den Umbruch von der Kindheit zum Erwachsenwerden. Als Jugendliche müssen sie sich plötzlich auch noch in einem neuen Staat, einem anderen System, einer anderen Gesellschaft zurechtfinden: Erwachsenwerden hoch 2 in einer Welt voller Widersprüche und Kontraste!
Andreas Dresen („Halbe Treppe“, „Sommer vorm Balkon“, „Wolke 9“, „Halt auf freier Strecke“) schlägt in seinem neuen Film, der im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale lief, dort aber leer ausging, härtere Töne an als üblich. Das darf bei dem Thema kaum verwundern. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Clemens Meyer. Der erzählt in dem autobiografisch gefärbten Roman von 2006 von der wilden Zeit einiger kleinkrimineller Jugendfreunde aus dem Arbeitermilieu, die versuchen, die neuen Freiheiten nach dem Zusammenbruch der DDR auszuloten, doch ohne den gewohnten Halt und die Überbehütung und Bevormundung ihres alten Regimes zunehmend straucheln und den Halt verlieren. Dani wollte schon als Junge Journalist werden, und die Chancen des überdurchschnittlich guten Schülers stehen gar nicht schlecht. Mit dem Wegfall der Mauer ändern sich aber nicht nur für ihn die Prioritäten: Die neue Freiheit muss ausgekostet werden! Saufend und randalierend ziehen sie als 17-Jährige durch die Straßen, bis sich ein Traum für sie eröffnet: Anfang der 90er Jahre blüht die deutsche Technoszene auf, und zahlreiche Clubs entstehen sowohl im Osten als auch im Westen, aber auch halblegale und illegale Clubs in leerstehenden Lagerhallen der industriellen Brachen an den Rändern der Stadt. Voller Enthusiasmus widmen sich die Jungs ihrer neuen Berufung. Als ihr eigener Club endlich Fahrt aufnimmt, kriegen sie Ärger mit den örtlichen Skinheads. Und Dani ist ausgerechnet unsterblich in Sternchen (Ruby O. Fee), die Freundin des Anführers verliebt. Ärger ist massenhaft vorprogrammiert.
Andreas Dresen, der zur Zeit der Wende gut zehn Jahre älter war als seine Protagonisten zur Zeit der Handlung und mit 29 Jahren bereits sein Regiestudium aufgenommen hatte, gibt an, selber eher brav gewesen zu sein. Dem Film merkt man jedoch in jedem Augenblick an, dass seine Sympathien stets den Jungs gilt, die sich ausprobieren, Mist bauen, aber voller Energie stecken. Filmisch geht Dresen in die Vollen, um die Szenerie um Randale und Techno entsprechend einzufangen: Die dynamische Kamera jagt der Clique in den Straßen hinterher, im Club regiert das Stroboskop und fängt diese Zeit der großen Kontraste und Unsicherheiten kongenial ein. Man bekommt trotz aller Tragik der Ereignisse richtig Lust, Klassiker des Jugendfilms wie „Der Wilde“, „Denn sie wissen nicht, was sie tun“, „Quadrophenia“ oder „Kids“, in die sich „Als wir träumten“ einreiht, neu zu sehen.
Zwischen Helden- und Glückssuche
Die Kinotrends des Jahres – Vorspann 01/25
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
„Das Ruhrgebietspublikum ist ehrlich und dankbar“
Oliver Flothkötter über „Glückauf – Film ab!“ und Kino im Ruhrgebiet – Interview 12/24
Besuchen Sie Europa
Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund