Auf der anderen Seite des Bettes
F 2008, Laufzeit: 93 Min., FSK 6
Regie: Pascale Pouzadoux
Darsteller: Sophie Marceau, Dany Boon, Antoine Duléry, Roland Giraud, Anny Duperey, Juliette Arnaud, Ninon Mauger, Clémot Couture, Arsène Mosca
Familienmutter Ariane hat keine Lust mehr auf die Hausarbeit und verdammt ihren Mann hinter den Herd.
Willkommen beim munteren Rollentausch: Weil sich Ehemann Hugo (Dany Boon) als Hauptverdiener im heimischen Hofstaat Privilegien zugesteht und aus seiner Sicht nach getaner Arbeit verdientermaßen auf Händen getragen werden möchte, platzt seiner Liebsten Ariane (Sophie Marceau) der Kragen: Da sie ihre Hausarbeit und Verantwortung als Mutter nicht gewürdigt sieht, schlägt sie kurzerhand vor, die Rollen zu tauschen. Gecoacht von einem kauzigen Gerichtsvollzieher (Antoine Duléry) geht das zerstrittene Paar auf den Deal ein: Für ein Jahr wird Ariane Hugos Baufirma leiten, während Hugo Heim und die zwei Kinder hüten soll. Das Chaos ist vorprogrammiert, und es dauert nicht lange, bis der kleine Sohn schimpft: „Mir wäre eine Scheidung lieber.“ „Wecken Sie den Mann in Ihnen“, rät derweil der Coach der vom Büroalltag eingeschüchterten Ariane. Und während Ariane in Sachen Effizienz und Kampfgeist nachrüstet, trainiert Hugo seine Multiple Tasking-Fertigkeiten. Missverständnisse, männliche Machismen und weibliche Intrigen bringen die überdrehte Komödie endgültig ins Rollen.
Eigentlich möchte man meinen, das Rollenverständnis dieser Komödie sei überholt und der Film käme dreißig Jahre zu spät. Andererseits, schaut man sich die Realität an, sieht die feministisch durchgeschüttelte Wirklichkeit im Detail oftmals anders aus. Und so dürfte so manchem das eine oder andere Detail bekannt vorkommen – und das nicht nur aus ferner Erinnerung heraus. Und wer dann noch immer über die Rollenklischees dieses Films den Kopf schüttelt, dem sei gesagt, dass sich diese Komödie selbst nicht allzu ernst nimmt. Zum Beispiel, wenn Ariane von einem Tag auf den anderen den Chefposten ihres Gatten übernimmt und unorthodoxe, aber erfolgreiche Marketingideen durchsetzt. Regisseurin Pascale Pouzadoux setzt nicht auf Glaubwürdigkeit. Sie setzt auf unbeschwerten, überdrehten Spaß, der nette Ansätze liefert, die sie konsequent immer einen Gang zu hoch dreht. Frankreichs Vorzeigekomödiant Dany Boon („Willkommen bei den Schtis“) und Sophie Marceau, die hierzulande gerade erfolgreich einen Rollentausch innerhalb ihrer Karriere – vom Teenie („La Boum“) zur Mutter („LOL“) – vollzogen hat, wissen ihre Rollen mit viel Spielspaß zu füllen. Sie liefern einen kurzweiligen Geschlechterkampf, in dem mitunter die Frau und mitunter der Mann die bessere Frau ist – oder umgekehrt. Das ist mal albern, mal ironisch, aber niemals langweilig. Das gibt vielleicht Impulse für den einen oder anderen Zuschauer, wenn nicht gar für einen privaten Fernsehsender: Statt Frauentausch wäre doch der Rollentausch ein attraktives Format. Oder ist das am Ende alles doch zu phantastisch? Fürs Reality-TV mag das gelten – fürs Kino nimmer mal.
(Carla Schmidt)
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Der Kurzfilm im Rampenlicht
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2024 – Vorspann 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24