Das brandneue Testament
Belgien, Frankreich, Luxemburg 2015, Laufzeit: 115 Min., FSK 12
Regie: Jaco Van Dormael
Darsteller: Benoît Poelvoorde, Catherine Deneuve, Pili Groyne, Yolande Moreau
>> www.dasbrandneuetestament-derfilm.de/
Hallo, hier ist wieder Kevin!
Matt513 (266), 23.12.2015
Christen- bzw. Kirchen-Bashing macht ja so einen Spaß und ist dabei -wie praktisch- total ungefährlich, was in diesen Zeiten nicht mehr für jede Religion gilt. Da dachte ich zunächst, das hier sei ein weiterer Erguß der mutigen, politisch-korrekten Satiriker-Zunft. Begleitung sei Dank dann doch noch angeschaut.
Was soll man sagen? Dieser Film ist respektlos, eine schiere Unverschämtheit und wir haben uns köstlich amüsiert. Es muß am Kunstgriff Van Dormaels liegen, 'seinen' Gott nicht die Welt, sondern zunächst mal nur Brüssel erschaffen zu lassen. Alles verbleibt im kleinen Maßstab und durch diese Verkleinerung funktioniert auch der Film. In Gottes Schöpfung, diesem grauen Brüssel, ist das Paradies eine speckige Butze, von Frau Gott mit dem Staubsauger gepflegt; dazu paßt Gott als Rüpel in Sandalen und Bademantel. Wie oben angedeutet, ist dies schwer respektlos, aber eben nicht moralisierend. Der Steg, auf dem dieser Balanceakt abläuft, ist schmal, aber er trägt.
Flankiert von einer selten genialen Drehbuch-Idee geht Ea, die kleine Heldin des Films, auf die Reise, Menschen zu finden und gibt deren Leben dabei eine Wende. Da fühlt man sich leicht an Amélie erinnert, wie man auch im spielerischen, manchmal surrealen Erzählstil manche Ähnlichkeit entdeckt. Hier hält der Film uns, die wir allzuoft unsere Tage in Eile und Achtlosigkeit verbringen, einen Spiegel vor: Was fängst Du mit Deiner Zeit an, wenn Dir bewußt wird, wie endlich sie ist?
Die Antwort darauf ist mal erheiternd, mal inspirierend und mit besagtem Kevin wird hier ein aberwitziger Running Gag gesetzt. Wer Happy-endings mag, wird den Film außerdem mögen. Mir war es am Ende ein wenig zu einfach aufgelöst, aber dennoch, der Film ist aufgrund seiner unkonventionellen Anlage sowie seines frechen Grundtons unbedingt zu empfehlen.
★★★★★★
Cinemoenti (173), 19.12.2015
Endlich mal ein Film, der in Sachen Fantasie offenbar keine Grenzen kennt. Dass Frau Deneuve derartige Geschichten/Ideen mitspielt, erzählt von einem ungezügelten Humor und lässt mich breit grinsend zurück.
Das brandneue Testament kommt mit vielen Figuren, die unterschiedlicher kaum sein könnten und allesamt wie Bildnisse funktionieren auf die Nöte unserer heutigen Gesellschaft. Und Gott sei Dank! kommt dabei die Unterhaltung so gar nicht zu kurz, eigentlich ist der ganze Film Unterhaltung pur.
Genial.
Eine "Göttliche Komödie"
woelffchen (597), 06.12.2015
Gott lebt! – und zwar mit Frau und seiner kleinen Tochter in Brüssel. So fängt der 105 Min. dauernde Film von Jaco van Dormael an und man kann sich auf was gefasst machen! Eine tiefgründige Tragikomödie beginnt ihren Lauf, die trotz aller Respektlosigkeit manche Probleme des Alltagschristentums auf den Punkt bringt. Was manchmal - oberflächlich betrachtet - als Blasphemie daherzukommen scheint, ist letztlich doch die intelligente und tiefgründige Umsetzung von Gedanken, die eher für als gegen das Christentum sprechen. Die meistens lächelnden Anspielungen auf das Neue Testament sind daher nicht bösartig ernst gemeint, sondern wohl durchdacht und oft von bezwingender Logik und Konsequenz. Fazit: Ansehen und selbst beurteilen.
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Der Kurzfilm im Rampenlicht
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2024 – Vorspann 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24