Der Hobbit: Eine unerwartete Reise
Neuseeland, USA 2012, Laufzeit: 169 Min., FSK 12
Regie: Peter Jackson
Darsteller: Martin Freeman, Ian McKellen, Cate Blanchett, Ian Holm, Christopher Lee, Hugo Weaving
>> wwws.warnerbros.de/thehobbitpart1
Aufwendiges gestaltetes Prequel zum „Herrn der Ringe“
…wie er im Buche steht?
„Der Hobbit - Eine unerwartete Reise“ von Peter Jackson
Nun hat es die Vorgeschichte zu „Der Herr der Ringe“ nach Peter Jacksons epochaler Filmadaption natürlich nicht leicht. Zum einen ist das Ringe-Epos schlicht ein Meisterwerk, gegen das der von Tolkien noch als Kinderbuch verfasste „Hobbit“ in Hinblick auf Epik, Reife und Seele vergleichsweise bescheiden ausfällt. Zum anderen hat sich Peter Jackson entschieden, die zwei Romane nicht chronologisch zu verfilmen, und so erfährt der Zuschauer nun, wie alles begann, nachdem er bereits weiß, wie alles endet. „Der Hobbit“ bietet durchaus Klasse und großes Spektakel. Doch bleibt er das kleinere Stück vom Kuchen. Und das spürt auch die Leinwand.
Interessanterweise streckt Jackson auch diese Adaption der wesentlich umfangärmeren Vorlage wieder auf drei Spielfilme mit Überlänge. Dass Jackson den Roman um weitere Mittelerde-Geschichten ergänzt, die Tolkien in anderen Werken veröffentlichte, mag diesen Schritt rechtfertigen. Solang sie nicht langweilt, ist jede zusätzliche Filmminute ein Gewinn. Nun dauert es jedoch in diesem Fall viel zu lang, bis diese erneute Reise auserwählter Gefährten in die Gänge kommt. Dialoglastig und ohne besondere Schauwerte trödelt das Werk durch seine Exposition, bietet gar bemüht noch Frodo einen kleinen Auftritt. Dabei wird viel geredet, viel gealbert und gesungen, doch passieren tut wenig, und auch als es dann endlich los geht, begegnet man erst einmal bloß allerlei Versatzstücke aus dem „Herrn der Ringe“, die von den bekannten musikalischen Themen Howard Shores entsprechend begleitet werden. Wirklich in Fahrt kommt diese über 160 Minuten währende unerwartete Reise erst in der letzten Stunde, wenn es spannend wird, wenn das Tempo spürbar anzieht, wenn dem Auge das Spektakel geboten wird. Und wenn Bilbo am unterirdischen See Gollum und dem Ring begegnet. Man mag sich fragen, warum man dafür so lang im Kinosessel gedarbt hat, aber die Vorfreude auf den zweiten Teil ist am Ende da. Und damit hat es Peter Jackson dann doch wieder geschafft.
Neben dem Rhythmusproblem kann man der Verfilmung noch eine weitere grundsätzliche Sache vorwerfen: Jackson hantiert mit einer innovativen Kameratechnik, die das Geschehen mit 48 Bildern pro Sekunde aufzeichnet und damit die Darstellung realistischer gestalten soll. Genau das scheint aber das Bild zu entzaubern und führt zum sogenannten Soap-Effekt, den der eine oder andere Zuschauer von einem fehlerhaft eingestellten Fernseher kennen mag: Irgendwie wirken auch Spielfilme so, als seien sie in einem Fernsehstudio gefilmt worden. Kulissen wirken wie – Kulissen. Man wird der Illusion beraubt. Und das in einem Fantasy-Spektakel. Was sich Peter Jackson dabei gedacht hat, bleibt rätselhaft.
Natürlich ist „Der Hobbit“ keine grundsätzliche Enttäuschung. Jackson geht auch hier wieder sichtlich mit Herz, Spaß und Seele ans Werk. Und Martin Freeman ist als Bilbo Beutlin schlicht ergreifend: Unbekümmert, neugierig, tapsig und am Ende gar ein wenig mutig – ein Hobbit, wie er im Buche steht.
(Hartmut Ernst)
Zwischen Helden- und Glückssuche
Die Kinotrends des Jahres – Vorspann 01/25
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
„Das Ruhrgebietspublikum ist ehrlich und dankbar“
Oliver Flothkötter über „Glückauf – Film ab!“ und Kino im Ruhrgebiet – Interview 12/24
Besuchen Sie Europa
Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund