Der Mann aus Rom
Niederlande, Deutschland 2023, Laufzeit: 107 Min., FSK 16
Regie: Jaap Van Heusden
Darsteller: Michele Riondino, Emma Bading, Raymond Thiry
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Ruhiges Drama über Wahrheit, Lüge, Glaube und Hoffnung
Trauer und Trost
„Der Mann aus Rom“ von Jaap van Heusden
Was man sich auf einer langen Zugreise so alles zusammendenkt: „Die Menschen sind krank. Sie können nicht aufhören zu lügen. Die Lüge ist eine Droge, die stärker süchtig macht als Kokain. Und ihre Wirkung ist tief und intensiv.“ Filippo sieht als bestes Beispiel dafür Donald Trump, der in den ersten 1000 Tagen als Präsident der USA über 13.000 mal gelogen haben soll, woraufhin Trump natürlich twitterte, dass das eine Lüge sei. „Die Menschen wollen getäuscht werden. Eine weiche Lüge ist ihnen lieber als der Schmerz der Wahrheit“. Filippo (der Italiener Michele Riondino in seiner ersten ausländischen Produktion), der Zugreisende, ist kein Politiker und kein Soziologe, auch kein Philosoph oder Psychologe. Von den beiden Letzteren vielleicht ein wenig – als Priester, der er ist. Aber auch das ist nur die halbe Wahrheit. Er zumindest verneint die Frage, ob er Priester sei, gerne. Im Auftrag des Vatikans prüft der nicht praktizierende Priester Meldungen von Wundern.
Für eine solche Prüfung macht er sich gerade auf den Weg in ein kleines Dorf in der Nähe von Limburg in den Niederlanden. Dort soll eine Marienstatue Tränen vergossen haben. An Wunder glaubt Filippo nicht. Er glaubt sowieso kaum noch an etwas, auch nicht an Gott. Höchstens an die Wissenschaft, mit deren Methoden er die Vorkommnisse überprüft und meistens der Lüge überführt. In dem kleinen Dorf wird er mit einer ständig wachsenden Schar an Gläubigen konfrontiert, die in das Haus der 19-jährigen Térèse (die deutsche Emma Bading; „In Liebe, Eure Hilde“; „Lieber Thomas“) wollen, um ihrer Marienstatue zu huldigen. Dass der Wille zum Glauben in den stark säkularen Niederlanden hier so groß ist, liegt an einer vier Jahre zurückliegenden Tragödie. Bei einem Schulmassaker sind zahlreiche Kinder ermordet worden, darunter auch der jüngere Brüder von Térèse. In den Priester und Prüfer legen die Dorfbewohner zunächst ihre Hoffnung und reagieren schnell mit Ablehnung bis hin zu körperlicher Gewalt, als sie merken, dass er kaum bereit ist, die Statue zu segnen und den Vorfall als Wunder anzuerkennen. Nur Térèse, die seit dem Amoklauf nicht mehr spricht, sieht in Filippo mehr – und auch er ist von ihr und ihrer Empathie fasziniert.
Die ruhige, traurige Grundstimmung von „Der Mann aus Rom“ (nicht zu verwechseln mit dem Thriller „The Man from Rome – Der Vatikan Code“ von 2022) erinnert an „Das süße Jenseits“ von Atom Egoyan aus dem Jahr 1997, der ebenfalls in einer traumatisierten Dorfgemeinschaft spielt. Statt des eisigen Winters bei Egoyan ist es bei van Heusden ein heißer Sommer, durch den sich sein Protagonist Filippo bewegen muss. Die drückende Hitze, ständige Magenprobleme und die Frage nach der eigenen Wahrheit und dem eigene Glauben lasten sehr auf dem Mann aus Rom, der jenseits von religiösen Themen weit mehr Fragen an unsere gegenwärtige Gesellschaft stellt, als man zunächst glauben könnte. Das Zusammenspiel vor allem von Emma Bading als Thérèse und Michele Riondino als Filippo ist beeindruckend.
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