Die Entdeckung der Unendlichkeit
Großbritannien 2014, Laufzeit: 123 Min., FSK 0
Regie: James Marsh
Darsteller: Eddie Redmayne, Felicity Jones, Tom Prior
>> www.entdeckung-der-unendlichkeit.de
Berührendes Biopic
Denken ohne Grenzen
„Die Entdeckung der Unendlichkeit“ von James Marsh
Interview mit Hauptdarsteller Eddie Redmayne
Cambridge im Jahr 1963. Nach dem Abschluss seines Studiums widmet sich der aufstrebende Kosmologe und Mathematiker Stephen Hawking (Eddie Redmayne) seiner Promotion. Der junge Mann hat Großes vor und arbeitet an einem nächsten Forschungssprung. Sein Streben gilt der eineneinheitlichen Gleichung, die den ganzen Kosmos erklärt. Privat ist der Nerd gut drauf und humorvoll, weist aber keine Erfolge auf in Liebesdingen. Das ändert sich, als Hawking der Kommilitonin Jane (Felicity Jones) begegnet. Die beiden werden ein Paar. Dann der tragische Einschnitt: Hawking erkrankt an ALS. Das Nervenleiden beeinträchtigt seine motorischen Bewegungsabläufe und befällt ihn zunehmend mit Lähmungserscheinungen. Jane hält zu ihm. Die Ärzte geben ihm noch zwei Jahre.
Am 8. Januar 2015 Januar wird Stephen William Hawking 73 Jahre alt. Der Astrophysiker hat nicht nur mehrere Kinder in die Welt gesetzt, sondern auch die eine oder andere umwälzende Idee in Sachen Quantengravitation und schwarzen Löchern. Doch Achtung: Wer sich in diesem Drama eine populärwissenschaftliche Aufbereitung seiner Theorien erhofft, der sitzt hier falsch. Regisseur James Marsh („Man on Wire“, „Shadow Dancer“) verliert sich erst gar nicht in wissenschaftlichen Details, die im Rahmen eines solchen Filmes ohnehin nicht zufriedenstellend aufzuschlüsseln wären. Der Film gibt zwar grundlegende Einblicke in Ideen, Denkanstöße und vermittelt die Bedeutung der Erkenntnisse Hawkings. Vor allem aber konzentriert sich das Drama auf das schicksalsgebeutelte Privatleben des Genies. Darauf, wie Hawking seine Energien darauf setzt, sein Wissen und Forschen mit der Behinderung zu vereinbaren. Und wie er sich dabei origineller Hilfsmittel bedient.
Die literarische Vorlage zu diesem bewegenden Film bildet damit denn auch nicht Hawkings Bestseller „Eine kurze Geschichte der Zeit“, sondern die Biografie seiner ersten Ehefrau Jane. Das hätte in einer Fernsehschmonzette enden können. Diese Adaption jedoch gestaltet sich als ein zärtlich erzähltes Drama. Wir folgen dem Streben eines Genies nach der einen Formel. Wir erleben ein Behindertendrama fernab von eherner Rührseligkeit und verklärtem Pathos. Und wir sehen einen Liebesfilm, der dem Paar von der schüchternen Annäherung bis hin zur Krise und wieder heraus folgt, ohne dabei Kitsch auch nur zu streifen. Vielleicht gibt es ein Zuviel an Gutmenschen in diesem optimistischen Film, der sich damit als Weihnachtsfilm geradezu aufdrängt. Doch auch dieses Übergewicht wirkt in keinem Maße verklärt. 2004 schlüpfte bereits Benedict Cumberbatch („The Imitation Game“) für eine BBC-Produktion in die Rolle des begnadeten Forschers. Nun verkörpert Eddie Redmayne („My Week with Marilyn“) Hawking als sympathischen, optimistischen, vor allem aber humorerfüllten Forscher und Familienvater. Ein charmanter Forscher, ein kluger Feingeist, der trotz aller körperlicher Einschränkungen leidenschaftlich an seinem Credo festhält: Dem Streben nach grenzenlosem Denken.
Golden Globes 2015, Bester Hauptdarsteller Drama, Eddie Redmayne. Beste Filmmusik, Jóhann Jóhannsson
Oscars 2015, Bester Hauptdarsteller, Eddie Redmayne
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