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Eismayer

Eismayer
Österreich 2023, Laufzeit: 87 Min., FSK 12
Regie: David Wagner
Darsteller: Gerhard Liebmann, Luka Dimić, Julia Koschitz
>> salzgeber.de/eismayer

Authentische Außenseitergeschichte

Der VERLIEBTE SCHINDER
„Eismayer”
von David Wagner

In der Armee und beim Militär gelten in der Regel ganz eigene Gesetzmäßigkeiten. Damit alles reibungslos funktioniert, bedarf es streng gefasster Hierarchien, denen das einzelne Individuum wenig entgegensetzen kann. Soldaten haben körperlich fit zu sein, weil sie auch in Extremsituationen noch bedingungslos funktionieren müssen. Eine Welt für harte Kerle eben, die zumeist unter sich bleiben und dabei enge freundschaftliche Bande knüpfen. Homosexuelle Männer passen da eigentlich so gar nicht ins Bild, weil sie dem Klischee nach eher verweichlicht sind als dem Klischee eines toughen Machos zu entsprechen. Trotzdem kommt es natürlich immer mal wieder vor, dass auch Schwule Männer Soldaten werden, vielleicht auch, weil dieser Männerbund nicht zuletzt eine große sexuelle Attraktion auf sie ausübt. Im queeren Kino wurde das Sujet homosexueller Liebesgeschichten in der Armee immer mal wieder aufgegriffen, beispielsweise im israelischen Klassiker „Yossi & Jagger – Eine Liebe in Gefahr“, im Robert-Altman-Film „Windhunde“ oder zuletzt im russischen Fliegerdrama „Firebird“. Nun hat sich der Österreicher David Wagner in seinem Langfilmdebüt „Eismayer“ der Thematik angenommen und dabei auf einen authentischen Fall zurückgegriffen, der sich Anfang des 21. Jahrhunderts in seinem Heimatland ereignet hat.

Charles Eismayer (Gerhard Liebmann) ist Vizeleutnant im österreichischen Bundesheer und gilt als einer der härtesten Schleifer und Schinder, die man sich nur vorstellen kann. Unter den neuen Rekruten des aktuellen Jahrgangs findet sich mit Mario Falak (Luka Dimić) ein ungewöhnlicher junger Mann, der schnell für Turbulenzen sorgt. Der „Tschuch“ (ein abwertender österreichischer Ausdruck für Südosteuropäer oder Orientalen, vergleichbar mit dem deutschen „Kanake“) macht keinen Hehl daraus, dass er schwul ist. Eismayer gerät daraufhin schnell in die Schusslinie, weil ihm homophobes Verhalten unterstellt wird. In Wirklichkeit hat der Familienvater seine eigene Homosexualität bislang mehr oder weniger erfolgreich verdrängt, beginnt nun aber nach seiner Begegnung mit Falak, sein bisheriges Leben zu überdenken und sich auf eine Beziehung mit diesem einzulassen. Es ist immer wieder schön, wenn man auf der Leinwand vor Augen geführt bekommt, dass selbst die am unmöglichsten erscheinenden Liebesgeschichten doch irgendwie funktionieren können, zumal, wenn sie wie hier der Realität abgeschaut sind. David Wagner liefert seinem Publikum hier gleich zwei starke homosexuelle Protagonisten, die den gängigen Stereotypen nicht im Geringsten entsprechen. Er nimmt sich Zeit, die zaghafte Annäherung zwischen den beiden glaubwürdig zu entspinnen, thematisiert dabei auch die Auswirkungen auf den Rest von Eismayers Familie und die Kollegen im Heer. Eindringlich gespielt und kompetent inszeniert, überzeugt der Film nicht zuletzt auch durch sein ungewöhnliches Setting und dessen atmosphärisch stimmungsvolle Repräsentation.

(Frank Brenner)

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