Empire of Light
Großbritannien, USA 2022, Laufzeit: 119 Min., FSK 12
Regie: Sam Mendes
Darsteller: Olivia Colman, Micheal Ward, Tom Brooke
>> www.empireoflight-film.de/
Liebeserklärung an das Kino
Dinge, die uns vereinen
„Empire of Light“ von Sam Mendes
Zum Beginn dieses Jahres, darauf wurde wiederholt in unserem Vorspann verwiesen, erblickten überdurchschnittlich viele Filme das Licht der Leinwand, die selbstreferenziell von der Welt des Kinos erzählen. Steven Spielberg inszenierte mit „Die Fabelmans“ zuletzt eine Ode an den Film – Sam Mendes huldigt nun mit „Empire of Light“ die Leinwand selbst, die Lichtspielstätte. Es steht zu vermuten, dass der Start von „Empire of Light“ vom März in den April verschoben wurde, damit man nicht zu sehr in Konkurrenz miteinander steht. Eine weise Entscheidung.
Dieses Drama ist ein Kind der Coronakrise. Sam Mendes, Jahrgang 1965, geboren in England, arbeitete zuerst als Dramaturg am Theater, Steven Spielberg lockte ihn nach Hollywood, 1999 erhielt Mendes für „American Beauty“, seinen ersten Kinofilm, den Oscar. Zuletzt zeichnete er für zwei Bond-Filme und für den WWI-Kriegsfilm „1917“ verantwortlich. Dann kam der Lockdown. Die Angst stand im Raum, dass der Sehnsuchtsort Kino sterben könnte. Die Weltlage erinnerte Mendes an seine Jugend. An die ausgehenden 1970er und frühen 1980er Jahre. Eine politisch aufgeladene und – nicht zuletzt dadurch bedingt: ausgesprochen kreative Zeit. Spaltung und Polarisierung sind Phänomene, die Mendes zu Corona erneut begegnen. Und die in ihm den Wunsch keimen ließen, eine Geschichte zu erzählen über Freundschaft und Familie, über Güte und Empathie. Und über das Kino.
Als Kulisse seiner Geschichte dient ein ehemaliges Kino in Margate an der Nordküste von Kent, heute eine Bingohalle. Die Setdesigner:innen bescherten dem Gebäude einen neuen – bzw. alten – Anstrich: Das „Empire“, ein Kino aus den 1930ern, dessen Art-Deco-Glanz in den 1980ern, wo die Handlung angesiedelt ist, nostalgisch angestaubt wirkt. Mendes erzählt von Familie, genauer von der „Familie, die wir uns erschaffen, um durchs Leben zu kommen“. Und damit ist auch schon die Handlung dieses Dramas umrissen: Nach längerer Zeit kehrt Hilary (Olivia Colman) zurück ins Empire, den Filmpalast in der Kleinstadt am Meer. Ihre Kolleg:innen erkennen sie kaum wieder, Hilary ist seelisch erkrankt, fragil, wirkt entrückt und unnahbar. Selbst dem übergriffigen Verhalten ihres Chefs (Colin Firth) begegnet sie emotionslos. Zugleich sehnt sich Hilary eben danach: wieder mehr zu spüren und zu fühlen. Dem Filmvorführer Norman (Toby Jones) gelingt es ebenso wenig, Hilary zu ermuntern wie Neil, dem stellvertretenden Geschäftsführer und Clown der Spielstätte. Erst als Hilary Stephen (Michael Ward) kennenlernt, der neu im Kino anheuert, ist Besserung in Sicht. Zwischen den beiden Außenseitern, sie von inneren Dämonen befangen, er Erniedrigung und Rassismus ausgesetzt, erwächst etwas Besonderes.
Eine Liebeserklärung an das Kino, die Mendes mit eigenen Erinnerungen ebenso anreichert wie mit der Musik seiner Jugend. Für den Score wiederum zeichnen Trent Reznor und Atticus Ross mit bewährt besonderer Handschrift („The Social Network“, „Verblendung“, „Soul“, „Bones and All“) verantwortlich.
(Hartmut Ernst)
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