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Geheime Staatsaffären
Frankreich/Deutschland 2006, Laufzeit: 110 Min., FSK 6
Regie: Claude Chabrol
Darsteller: Isabelle Huppert, Franois Berléand, Patrick Bruel, Stéphane Audran, Jean-Franois Balmer, Jacques Boudet, Jean-Christophe Bouvet, Marilyne Canto, Thomas Chabrol, Philippe Duclos, Roger Dumas, Pierre-Franois Dumeniaud, Michelle Goddet, Sophie Guiter, Jean-Marie Juan

Wenn der Rheinländer so charmant vom Klüngel spricht, ist damit doch nichts anderes gemeint als übelste Vetternwirtschaft. In erster Linie geht es dabei um Geld und Macht. Verlässt man nun die Ebene der Provinzposse und wendet sich den größeren Dingen zu, so landet man beim Klüngel auf hohem Niveau. Dabei geht es dann um sehr viel Geld und sehr viel Macht und es kommen Dinge heraus wie der aufsehenerregende Prozess gegen den Konzern Elf Aquitaine, welcher Altmeister Claude Chabrol als Inspirationsquelle für diesen Film gedient hat. Richterin Charmant Killman eilt ein gefährlicher Ruf voraus. In Fachkreisen wird sie der Piranha genannt, denn wenn sie einmal ihre roten Lederhandschuhe übergestreift und sich festgebissen hat, lässt sie nicht mehr locker. Sie gilt als unbestechlich und hart. Das muss Spitzenmanager Humeau schmerzlich erfahren, als er vor seinem Büro wegen Veruntreuung öffentlichen Eigentums, Betrug und noch ein paar anderen Wirtschaftsverbrechen verhaftet und ins Gefängnis gebracht wird. Schnell spricht sich das im Kreis der politischen und wirtschaftlichen Elite herum, und die Mühle aus Korruption und Manipulation beginnt heftig zu mahlen. Auch das Privatleben der Richterin bleibt angesichts des sich abzeichnenden Wirtschaftsskandals und ihrer neuen Machtposition nicht unberührt. Auch nach über fünfzig Filmen seziert Claude Chabrol gesellschaftliche Zusammenhänge mit exaktem Schnitt. Seien es Beziehungsgeflechte innerhalb der bürgerlichen Familie (wie in "Die Blume des Bösen"), oder die kriminellen Machenschaften von Wirtschaft und Politik in GEHEIME STAATSAFFÄREN: Form- und inhaltlich aus einem Guss sorgen Chabrols süffisante Seitenhiebe und bitter-ironische Bemerkungen dafür, die scheinbar intakte Oberfläche als Trugbild zu entlarven. In der Rolle der Richterin kann man sich niemanden besser vorstellen als Isabelle Huppert. Sie verkörpert die "starke Zerbrechlichkeit", die Chabrol nach eigener Aussage bei keiner anderen Schauspielerin gefunden hat.

(Eric Horst)

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