Goodbye Bafana
Belgien 2007, Laufzeit: 117 Min., FSK 12
Regie: Bille August
Darsteller: Joseph Fiennes, Dennis Haysbert, Diane Kruger, Shiloh Henderson, Faith Ndukwana, Adrian Galley, Terry Pheto
1968 übernimmt der Bure James Gregory auf der südafrikanischen Gefängnisinsel Robben Island eine Stelle als Wächter über die politischen Gefangenen, unter ihnen Nelson Mandela. Da Gregory von Kindesbeinen an auch Xhosa spricht, soll er die Kommunikation des vermeintlichen Terroristen überwachen. Kurs im Vorurteile abbauenJames Gregorys aparte Frau Gloria ist mit der Apartheid groß geworden und will absolut nichts mit Kaffern zu tun haben. Aber Gregory selbst lernt in persönlichen Gesprächen mit dem politischen Vorkämpfer Nelson Mandela, dass dieser alles andere als ein gefährlicher Mann ist und keineswegs die Ausrottung der Weißen in Südafrika anstrebt. Im Laufe der Jahre entdecken die beiden unterschiedlichen Männer immer mehr Gemeinsamkeiten. Privilegien, die Gregory dem sanftmütigen Mandela mit der Zeit gewährt, fallen in Form von Repressalien von Seiten seiner Kollegen und Vorgesetzten auf den Aufseher und seine Familie zurück. Das Kino entdeckt momentan den schwarzen Kontinent. Unzählige Kapitel aus dem jahrzehntelangen Kampf seiner Länder gegen Unterdrücker, Diktatoren und materielle Ausbeutung haben in den letzten Monaten ihren Weg auf die Leinwände gefunden. Viele von diesen massenkompatiblen Nacherzählungen historischer Ereignisse krankten dabei unter der Last der von Hollywood konfektionierten Dramaturgie. Diese stellt insbesondere persönliche Schicksale in den Mittelpunkt, die den Zuschauern Identifikationshilfe bieten sollen, dabei aber häufig die politischen Dimensionen der Stoffe in den Hintergrund treten lassen. So auch hier. Mandela wird zur Randfigur, wenn Regisseur Bille August sich auf die Wandlung des Wärters Gregory konzentriert. Der Film beruht zwar auf Gregorys Erinnerungen, aber Mandelas Ideologie hätte durchaus mehr Raum gewährt werden dürfen. Nichtsdestotrotz gelingt es dem dänischen Regisseur besser als vielen seiner Kollegen (Phillip Noyce mit "Catch a Fire", Terry George mit "Hotel Ruanda"), Sentimentalitäten zu vermeiden und die Dramatik der Ereignisse nicht durch kitschige Musikuntermalung zuzukleistern. Bille August vermeidet Postkartenmotive der afrikanischen Landschaft und kann auch auf ein symbolisch aufgeladenes Wiedersehen mit Gregorys Jugendfreund Bafana verzichten. Dadurch beweist er seine inszenatorische Klasse und sein Fingerspitzengefühl, mit einem historischen Stoff auch auf solch persönliche Art umgehen zu können.
(Frank Brenner)
Ungeschönt aufs Leben blicken
32. blicke-Filmfestival in Bochums Endstation Kino – Film 01/25
Kneecap
Start: 23.1.2025
Der Brutalist
Start: 30.1.2025
Poison – Eine Liebesgeschichte
Start: 30.1.2025
Maria
Start: 6.2.2025
Mutiny in Heaven – Nick Caves frühe Jahre
Start: 6.2.2025
Heldin
Start: 27.2.2025
Like A Complete Unknown
Start: 27.2.2025
Das kostbarste aller Güter
Start: 6.3.2025
Flow
Start: 6.3.2025
Köln 75
Start: 13.3.2025
Das Licht
Start: 20.3.2025
The End
Start: 27.3.2025
Zwischen Helden- und Glückssuche
Die Kinotrends des Jahres – Vorspann 01/25
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
„Das Ruhrgebietspublikum ist ehrlich und dankbar“
Oliver Flothkötter über „Glückauf – Film ab!“ und Kino im Ruhrgebiet – Interview 12/24
Besuchen Sie Europa
Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24