Grand Budapest Hotel
USA 2013, Laufzeit: 100 Min., FSK 12
Regie: Wes Anderson
Darsteller: Ralph Fiennes, Tony Revolori, Saoirse Ronan, F. Murray Abraham, Mathieu Amalric, Adrien Brody, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Harvey Keitel, Edward Norton, Tilda Swinton
>> www.fox.de/grand-budapest-hotel
Brillanter Klamauk
Andersons Wunderland
"Grand Budapest Hotel" von Wes Anderson
Seit zwanzig Jahren dreht der gebürtige Texaner Wes Anderson bereits Spielfilme. Was anfangs vielleicht noch nach aufgewecktem Independent-Kino aussah ("Rushmore"), erwuchs schon bald zu einem eigenen, wundersamen Universum, aus dem Anderson regelmäßig schöpfte, um weltweit die Leinwände zu beglücken. Die Filmproduzenten spielten glücklicherweise mit bei seinem brillantem Klamauk und ermöglichen dem Wunderkind cineastische Ausritte, die sich seither irgendwo zwischen Streichelzoo, Erwachsenen-Märchen und Retro-Zirkus bewegen, zwischen klugem Ulk und kicherndem Drama. Andersons Wunderland. Oft sind es primär kunterbunte Streiche. Manche bieten etwas Tiefgang ("Darjeeling Limited"), manche sind sogar romantisch ("Moonrise Kingdom"). "Grand Budapest Hotel" bietet diesmal weder das eine noch das andere. Doch es bleibt unverkennbar Anderson. Und damit zugleich ein Parcours an Gastauftritten zahlloser, namhafter Stars. Deren Anzahl ist, anders als zuletzt im überschaubaren "Moonrise Kingdom", überbordend. Die Promis reichen sich hier die Hand im Minutentakt, und das mit ausgelassener Spielfreude.
Als Rahmen seiner skurrilen, kleinen Geschichte hat sich der Regisseur diesmal das Osteuropa zwischen den beiden Weltkriegen ausgesucht. Seit knapp zwei Jahrzehnten pflegt Concierge Monsieur Gustave H. (Ralph Fiennes) eine saisonale Liaison mit der vermögenden Witwe Madame D. (Tilda Swinton). Als die Frau stirbt, erbt Gustave ein wertvolles Gemälde. Doch die Familie von Madame, insbesondere Madames Sohn Dimitri Desgoffe-und-Taxis (Adrien Brody) ist not amused. Gemeinsam mit seinem Pagen (Tony Revolori) begibt sich Gustave auf abenteuerliche Reise, um das Erbe einzufordern.
Ein phantastischer Film, der wie ein liebevoll gestaltetes und cineastisch adaptiertes Poesiealbum aus den 20er und 30er Jahren wirkt. Der Spaß wirkt somit farblich reduziert und kühler als gewohnt, doch kommt dies Andersons nostalgischen Blick nur entgegen, und der Filmemacher beweist auch ohne viel Kunterbunt großen Stil. Statt quietsch und bunt also diesmal skurrile Verfolgungsjagden in Schnee und Schatten, musikalisch lausbübisch begleitet von Banjo und Percussion (Alexandre Desplat). Die Kamera folgt der slapstickbetonten Kurzweil in aufeinanderfolgenden 45-Grad-Reißschwenks. Ein Stilelement, das Anderson seit " Darjeeling Limitid" konsequent und gewitzt verfolgt, das seinem Cast ein hohes Maß an Timing abverlangt und die Kamera am Ende selbst zum Slapstick-Element erhebt.
"Grand Budapest Hotel" mag dramaturgisch weniger beseelt sein als so mancher Vorgänger. Doch bereits die Inszenierung und das Ausmaß an schrillen Typen in diesem neuerlichen Kuriositätenkabinett zaubern dem geneigten Zuschauer für einhundert Minuten ein Lächeln ins Gesicht. "Grand Budapest Hotel" unterstreicht aufs Neue die Einzigartigkeit dieses Filmemachers, der seine Phantasie, seinen Humor und seine Freude am Kind Sein hoffentlich nie verlieren wird.
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