Gravity
USA 2013, Laufzeit: 90 Min., FSK 12
Regie: Alfonso Cuarón
Darsteller: Sandra Bullock, George Clooney, Ed Harris
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Atemberaubender Weltraumtrip
Völlig Losgelöst
„Gravity“ von Alfonso Cuarón
Der Kinosaal wird dunkel, der Flug beginnt: Dr. Ryan Stone (Sandra Bullock) ist zum ersten Mal auf Weltraummission, ihr Kollege Matt Kowalsky (George Clooney) ist ein abgeklärter Veteran. Sie schweben gerade auf Außenbordmission durch den luftleeren Raum, Stone verrichtet gewissenhaft bis übereifrig ihre Arbeit, Kowalsky düst dazu entspannt um die Raumstation und genießt den Blick auf Mutter Erde. Dann dringen von eben dort Warnmeldungen zu ihnen, auf russischer Seite hätte es einen Unfall gegeben, nun schwirren Trümmer durch die Umlaufbahnen. Dann geht es los: Geschossen gleich durchschlägt der Weltraummüll das Shuttle, kurze Zeit später trudeln Stone und Kowalsky durch den Weltraum, lediglich verbunden durch ein Rettungsseil. Die Station ist zerstört. Ihre einzige Hoffnung: Eine andere Kapsel. Der Sauerstoff ist begrenzt, die Luft wird dünn.
Regisseur Alfonso Cuarón liefert Umwerfendes: Einen atemberaubenden Trip durchs Weltall, der philosophisch und inhaltlich nicht mit Stanley Kubricks „2001“ mithalten möchte, wohl aber einen vergleichbar hypnotischen visuellen Sog auffährt, der den Zuschauer auf eine phänomenale Reise nimmt. In minutenlangen Einstellungen ohne sichtbarem Schnitt umkreist die Kamera (Emmanuel Lubezki, „Tree of Life“) das Geschehen, folgt der Strandung seiner zwei Helden mal mit traumwandlerischer Eleganz, mal mit klaustrophobischer Wucht und immerzu in gefühlter Echtzeit. Und mit einem Sound- und Soundtrackteppich, der seinesgleichen sucht.Wenn man in diesem Jahr eine Empfehlung für einen 3D-Film aussprechen soll, dann für „Gravity“. Dieses Werk ist nicht nur ein Film, es ist ein Erlebnis.
Das inhaltliche Gerüst zu diesem Rausch gestaltet sich schlicht und effektiv, Reduktion ist hier oberstes Prinzip. Alfonso Cuarón hat sich glücklicherweise gegen die Produzenten durchgesetzt, die einen Teil des Handungsstranges auf die Erde verlegen wollten. Dort wollte man Stones Beziehungsleben vertiefen und Rückblenden aus ihrem tragischen Familienleben einflechten. Man hatte kein Vertrauten in einen puren Irrflug durch unendliche Weiten. Alfonso Cuarón aber hatte es und interessiert sich nicht für künstlich aufgebauschte Nebenschauplätze, die für Katastrophenstreifen traditionell unabdingbar sind. Und damit macht der Regisseur alles richtig. Ihn interessiert weder Liebeskummer noch Familientragödien, ihn interessiert die Verlorenheit im All, die Faszination und die Beklemmung in der Schwerelosigkeit. Adrenalin, Atemnot, Isolation. Nichts als die Inszenierung des Augenblicks ist von Belang, getragen von einem hohen Maß an Glaubwürdigkeit.
George Clooney ist vielleicht ein wenig zu entspannt, wenn er dort oben den routinierten Astronauten-Playboy mimt, der auf seiner letzten Fahrt vor der Pension durch das All cruist. Doch das stört nicht weiter, Sandra Bullock dominiert weitgehend das Geschehen, und die Schauspielerin hat sich nach langer Zeit mal einen Film ausgesucht hat, in dem sie ihr Klasse beweisen darf. Zwei Astronauten, ein Weltraum. Minimalismus mit maximaler Effizienz. Hochspannung pur, Gänsehaut garantiert. Das bisher intensivste Kinoerlebnis des Jahres.
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