Hell
D 2011, Laufzeit: 87 Min., FSK 16
Regie: Tim Fehlbaum
Darsteller: Hannah Herzsprung, Angela Winkler, Lars Eidinger
>> www.hell-derfilm.de/
Packendes Endzeitdrama
Survival of the Fittest
"Hell" von Tim Fehlbaum
Ob man den Titel nun deutsch oder englisch liest, ihn als hell wie dunkel oder im Sinne von hell wie Hölle deutet, bleibt nebensächlich. Beide Begriffe würden auf den Inhalt zutreffen, und dass der knappe Titel diese Zweideutigkeit zulässt, mit der man auch auf dem internationalen Markt verstanden wird, ist ein überaus geschickter Publicityschachzug. Nicht umsonst wurde der Debütfilm des hoffnungsvollen Nachwuchsregisseurs Tim Fehlbaum von keinem Geringeren als Roland Emmerich produziert, der damit nicht nur der Garant für eine weltweite Distribution des Films sein sollte, sondern dem Schweizer Filmemacher eventuell sogar in Hollywood die eine oder andere Tür öffnen könnte. Allein durch die packende und atmosphärisch dichte Inszenierung von „Hell“ kann Fehlbaum hier auch eine sehr beeindruckende Visitenkarte vorweisen.
Wie bei vielen Endzeitfilmen hält man sich nicht allzu lange mit Erklärungen oder Vorgeschichten auf, sondern schleudert sein Publikum mitten hinein in eine postapokalyptische Welt, die nur noch sehr wenig mit der uns vertrauten gemeinsam hat. Tagsüber ist es überall unglaublich hell und heiß, weswegen man die ausgedörrte, staubbedeckte „Außenwelt“ nur im äußersten Notfall und von Kopf bis Fuß eingehüllt betreten kann. Vornehmlich, um sich neue Lebensmittel oder Wasser zu beschaffen, oder die Benzinvorräte des Autos aufzufüllen. Mit einem Auto reisen nämlich Marie, Phillip und Leonie umher, auf der Suche nach einer wirtlicheren Umgebung, wo es vielleicht noch natürliche Wasservorkommen gibt. Aber solch ein Auto und die darin gesammelten Ressourcen sind natürlich auch für andere Überlebende von Interesse, weswegen man ständig auf der Hut sein muss, diese nicht gewaltsam abgenommen zu bekommen.
Die meisten Horrorfilme sind düster und ziehen ihre Bedrohlichkeit aus dem, was in den Schatten lauern könnte. Bei „Hell“ ist es über weite Strecken genau umgekehrt. Dann ist der Film in eine gleißende Helligkeit getaucht, die man in dieser Form im wirklichen Leben noch nicht gesehen hat. Und gerade aus diesem Befremdlichkeitsgefühl heraus zieht der Regisseur einen beachtlichen Nervenkitzel. Klar, Fehlbaums Protagonisten verhalten sich nicht immer sonderlich intelligent. So manches Mal möchte man ihnen aus dem Kinosessel heraus Vorschläge machen, wie sie sich sinnvoller verhalten und somit in Sicherheit wiegen könnten. Aber solche logischen Schnitzer ist man in diesem Genre seit Jahren gewohnt. Dass „Hell“ sowohl hinsichtlich seiner beängstigenden Endzeitatmosphäre und seinem packenden Inszenierungsstil ebenfalls durchaus mit internationalen Produktionen mithalten kann, lässt einen dabei gerne mal ein Auge zudrücken. Wüsste man nicht, dass es sich hierbei um einen deutschen Film handelt, man hätte es sicherlich nicht gemerkt. Und das ist im Fall dieses Genrefilms wirklich ein großes Kompliment.
(Frank Brenner)
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