Hereafter - Das Leben danach
USA 2010, Laufzeit: 128 Min., FSK 12
Regie: Clint Eastwood
Darsteller: Matt Damon, Cécile de France, Jay Mohr, Bryce Dallas Howard, Frankie McLaren, George McLaren, Thierry Neuvic, Marthe Keller
Das Werk eines alten Meisters
Raspa (392), 06.02.2011
Wer, wenn nicht Eastwood, vermag momentan Filme zu drehen, die ein großes Publikum ( nicht nur diejenigen Zuschauer, die man sonst im Programmkino antrifft ) ohne jede Hektik und ohne Effekthascherei zwei Stunden lang fesseln und sie sehr nachdenklich aus dem Kinosaal entlassen? Der Mann ist über 80 und dreht einen wunderbaren Film nach dem anderen, und er schreibt sogar selber noch die - freilich nicht ganz so bedeutende - Musik dazu. Wobei Hereafter vielleicht nicht der allerbeste sener jüngsten Filme ist, aber immer noch einer, der den Durchschnitt weit überragt. All das erinnert mich ein wenig an den alten Fontane, der auch erst in seinen letzten beiden Jahrzehnten zu dem großen Dichter reifte, dessen Romane immer besser wurden, je älter er wurde. Da kann man nur ausrufen: Play it again, Clint!
"Reading"?
woelffchen (597), 31.01.2011
Matt Damon kann in diesem Film, der sehenswert und zum Nachdenken über ein Leben nach dem Tod anregen kann, wenn man ihn nicht nur als Unterhaltungsfilm konsumiert, transzendet in den Nahtodbereichen einiger Menschen lesen, Menschen deren Leben durch eigene Todeserfahrungen oder die ihnen nahestender Menschen stark beeinflußt wurde. Die Fähigkeit dieses "Reading" erweist sich im Film mal als Segen, mal als Fluch.
Gibt es sowas in der Realität überhaupt? Und: Gibt es ein Leben nach dem Tod?
Der Film gibt keine schlüssigen Antworten auf diese Fragen - die Interpretation bleibt dem Zuschauer überlassen.
PS:
Ich bin überzeugt, daß es ein Leben nach dem Tod gibt, in der die Seele, d.h. das individuell Eigentliche des Verstorbenen, in Ewigkeit weiterlebt, entweder in Gemeinschaft mit Gott oder getrennt von ihm.
Reiht sich in seine Meisterwerke ein
otello7788 (554), 29.01.2011
Ich habe im Spiegel gelesen, daß Eastwood mit "Hereafter" einen Stilwechsel vollzieht. Ich kann mich dieser Meinung nicht anschliessen. Zuerst einmal ist es von der Machart ein hundertprozentiger Eastwood Film. Ruhige Einstellungen, sanfte Schnitte, entsättigte Bilder und vor allem Unaufgeregtheit.
Auch kann ich nicht sehen, daß er sein Thema geändert hat. Der Film handelt über den Tod. Wenn ich zurückblicke, dann sehe ich dieses Thema wie einen roten Faden durch seine Filme ziehen. In "Million Dollar Baby" ist der Tod der Boxerin der Höhepunkt des Films. Auch in einem anderen Meisterwerk "Die Brücken am Fluß" wird der Film aus der Perspektive einer Toten erzählt und ist dort letztlich das verbindende Element. Ich bin jetzt kein Filmhistoriker, aber ich kann für mich schon eine sehr starke Verbindung seines Werkes mit der Endlichkeit sehen.
Abgesehen davon ist "Hereafter" ein großes Filmerlebnis - wenn man sich darauf einlassen kann. Denn Eastwood erzählt so langsam, daß es fast wie ein Gegenprogramm zur mittlerweile üblichen Erzähl-Hektik wirkt. Seine Spannung entwickelt der Film dann auch eher unterschwellig. Spirituell würde man sagen "feinstofflich". Aber nur durch diese Ruhe wird den Figuren die Ruhe gegeben, um sie wirklich kennenzulernen.
In meinen Augen ein Film, der es schafft, das überwältigende Thema Tod umzusetzen ohne kitschig oder sentimental zu werden. Und der zum Nachdenken einlädt über unser Ende, von dem wir am liebsten nichts hören möchten.
klar skizziert - wenig Spannung
Will_Riker (3), 28.01.2011
Also, als ich hörte, dass Altmeister Eastwood als Director und Matt Damon als "Star" mit von der Partie sind, war ich sehr gespannt und habe viel erwartet, vielleicht zu viel.
Der Beginn ist erschreckend klar gezeichnet. Marie (reich, erfolgreich, beleibt), die bei der Tsunamie-Katastrophe ihre, ihr Leben verändernde, Nahtoderfahrung macht und dadurch fast alles verliert und auf´s Abstellgleis gerät. Der kleine Zwilling Marcus, aus der untersten englischen Schicht der Gesellschaft, verliert auf einen Schlag seinen Bruder Jase (Verkehrsunfall) und seine heftig drogenabhängige Mutter (Entzugsklinik), und muss zu Pflegeeltern. Dann ist da noch der einsame Freak, George - das Medium, das keines mehr sein will, aber immer wieder mit seiner Gabe/Fluch konfontiert wird und es somit nicht schafft ein normales Leben zu führen.
Alle drei Erzählstränge werden bunt gemischt nebeneinander erzählt, teilweise dramatisch und deprimierend. Die Erzählungen laufen zäh wie Kaugummi ab und erscheinen ziemlich langatmig. Richtig spannend oder mitreißend wird der Film nie.
Auch wenn es Eastwood cir. 20 Minuten schafft, alle 3 Charaktere an einen Ort in London zusammenzubringen. Marie, auf der Suche ihrer Identität, Marcus auf der Suche nach dem Weg zu seinem Bruder Jose und Aussteiger George auf der Suche nach einem normalen Leben.
Das Ende ist recht unspektakulär und ein wenig plötzlich, aber seht selbst.
Das Thema ist sehr interessant und die Schicksale klar gezeichnet. Aber null Spannung und kaum "Fesselung", somit ein sehr ruhiger Film von Eastwood.
Zwischen Helden- und Glückssuche
Die Kinotrends des Jahres – Vorspann 01/25
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
„Das Ruhrgebietspublikum ist ehrlich und dankbar“
Oliver Flothkötter über „Glückauf – Film ab!“ und Kino im Ruhrgebiet – Interview 12/24
Besuchen Sie Europa
Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund