King Richard
USA 2021, Laufzeit: 145 Min., FSK 12
Regie: Reinaldo Marcus Green
Darsteller: Will Smith, Aunjanue Ellis, Saniyya Sidney
>> www.kingrichard-film.de
Mitreißendes Sport-Biopic
Ghetto-Cinderellas
„King Richard” von Reinaldo Marcus Green
Der Titel „King Richard“ gemahnt sicherlich nicht von Ungefähr an die großen Tragödien eines William Shakespeare. Als Zuschauer würde man sicherlich nicht direkt ein Sport-Biopic dahinter vermuten, zumal die beiden Namen der legendären Tennisspielerinnen Vanessa und Serena Williams darin gar nicht vorkommen. Aber Reinaldo Marcus Greens Film ist auch alles andere als ein klassisches Sportler-Biopic, denn in „King Richard“ steht tatsächlich eher der ehrgeizige Vater der beiden Sportlerinnen im Fokus. Der Film endet mit dem Match der damals 14jährigen Venus Williams gegen die damalige Weltranglistenerste Arantxa Sánchez Vicario, und setzt seinen Schlusspunkt damit bewusst an jener Stelle, als die sensationelle Weltkarriere der jungen Frau ihren Anfang nahm. Jener Richard Williams (geboren 1942) ist fraglos eine zwiespältige Figur, die vom in die Jahre gekommenen Action-Filmstar Will Smith („Men in Black“) mit erstaunlicher Differenziertheit und Engagement verkörpert wird, die fraglos Oscar-würdig ist.
Die Handlung setzt in den 1980er Jahren ein, als Richard Williams (Will Smith) im kalifornischen Compton bereits mit viel Elan und Durchhaltevermögen das Tennis-Talent seiner Töchter Venus und Serena (Saniyya Sidney und Demi Singleton) fördert. Er möchte seinen Nachwuchs damit nicht nur von der Straße und der damit verbundenen Illegalität fernhalten, sondern sie schlicht und ergreifend zu den besten Tennisspielerinnen der Welt aufbauen. Obwohl es ihm an den finanziellen Mitteln mangelt, gelingt es ihm nichtsdestotrotz, wichtige Tennistrainer für seine Töchter zu engagieren, die teilweise ohne Bezahlung arbeiten oder sich lediglich prozentual an den künftigen Einnahmen der Williams-Töchter beteiligen wollen. Selbst, als sie mit Rick Macci (Jon Bernthal) einen renommierten Coach an Land gezogen und mit ihm den Umzug in eine Villa in Florida geschafft haben, bleibt „King Richard“ seinen Prinzipien treu und trifft mitunter Entscheidungen, die im Profi-Tennis gänzlich unüblich sind und bei allen anderen Beteiligten oftmals für Kopfschütteln sorgen. Man muss kein ausgesprochener Tennisfan oder Liebhaber von Sportfilmen sein, um bei „King Richard“ gut unterhalten zu werden. Denn das Biopic fokussiert über weite Strecken auf die Rolle des Vaters und des Elternhauses und zieht aus diesem Umstand jede Menge dramatisches Potenzial. Es wird deutlich, dass die Karriere der Williams-Schwestern nicht nur Ergebnis eines individuellen sportlichen Weges war, sondern auch exemplarischen Charakter besitzt, da es sich bei den beiden um die ersten dunkelhäutigen Sportlerinnen handelte, die in diesem ansonsten überwiegend weißen und noch dazu elitären Sport reüssieren konnten. Deswegen ist ihre Karriere auch eine Emanzipationsgeschichte auf mehreren Ebenen, in denen nicht zuletzt auch Rassen- und Geschlechterschranken erfolgreich überwunden werden konnten. Dem zuzuschauen, ist gleichermaßen unterhaltsam wie ermutigend.
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