Love Lies Bleeding
Großbritannien, USA 2023, Laufzeit: 104 Min., FSK 16
Regie: Rose Glass
Darsteller: Kristen Stewart, Katy O'Brian, Ed Harris, Anna Baryshnikov
Kristen Stewart und Katy M. O‘Brian bringen die Leinwand zum Beben
Ultracooler queerer Pulp
„Love Lies Bleeding“ von Rose Glass
Vom romantischen Superstar einer geschlechtsstereotypen und recht biederen Vampirsaga zum ultracoolen Star des queeren Undergrounds: „Love Lies Bleeding“-Hauptdarstellerin Kristen Stewart kommt aus Los Angeles, beide Eltern arbeiten in der Filmbranche. So landet sie auch früh bei Castings. Dass sie gleich in ihrem zweiten Kinoauftritt in „The Safety of Objects“ 2011 mit 11 Jahren eine Tomboy-Rolle hat, also ein Mädchen spielt, dass sich wie ein Junge fühlt und kleidet, erscheint im Nachhinein nur logisch. Und ebenso, dass der Film eine Independent-Produktion war. Denn mit Arthauskino begann ihre Karriere. Dem sollten mit Filmen wie „Into the Wild“ (2007) oder „Das gelbe Segel“ (2008) unzählige Independent-Produktionen folgen. Sie spielte aber auch in Genrefilmen wie dem Thriller „Panic Room“ (2002), ihrem Durchbruch an der Seite von Jodie Foster, da war sie zwölf. Zum weltweiten Megastar wurde sie dann zwischen 2008 und 2012 in den fünf Twilight-Verfilmungen. Währenddessen dreht sie weiter Arthausfilme, widmet sich den unterschiedlichsten Subkulturen wie „The Runaways“ (2010) als Joan Jett oder den Beatniks in „On the Road“ (2012). Sie spielt gleichermaßen in europäischen Arthausfilmen von Olivier Assayas wie in Blockbustern, verkörpert die Schauspielerin Jean Seberg wie Prinzessin Diana. Kurz: Sie macht, was sie will, und was sie will, ist ziemlich cool.
Ihr neuer Film „Love Lies Bleeding“ ist ultracool! Der Film ist 1989 angesiedelt, also ein Jahr vor Stewarts Geburt. Sie spielt Louise, genannt Lou, die in einem heruntergekommenen Fitnessstudio in einer heruntergekommenen Kleinstadt arbeitet. Ihr Vater betreibt einen Schießstand, ist aber vor allem der örtliche Gangsterchef. Lous Schwester Beth (Jena Malone) ist mit dem gewalttätigen JJ (Dave Franco), einem der Handlanger von Lous Vater (Ed Harris), zusammen. Als die junge Bodybuilderin Jaqueline, genannt Jackie (Katy M. O‘Brian mit beeindruckender körperlicher Präsenz) auf ihrem Weg zu einem Wettkampf durch die Stadt und direkt in Lous Fitnessstudio kommt, sind die beiden Frauen schnell hin und weg voneinander. Guter Sex, ein wenig Gras und Steroide für Jackie, die Lou im Fitnessstudio gefunden hat, stärken die Bande. Doch die gewalttätige Machowelt, die sie umgibt, hat Konsequenzen. Als JJ zum x-ten Mal Lous Schwester krankenhausreif prügelt, glaubt Jackie, ihn töten zu müssen. Nun haben die beiden Frauen die örtliche Polizei, Lous Vater und zu allem Überfluss auch noch die einfältige Daisy am Hals, die von der Tat weiß und nun Lou erpresst, sie zu daten.
Rose Glass hat sich die Story ausgedacht und inszeniert sie wie einen wilden Pulp-Alptraum, in dem Frauen nicht nur Dekor, sondern handlungstreibend sind: Kristen Stewart und Katy M. O‘Brian bringen die Leinwand zum Beben. Und Glass hat nicht nur die richtigen Bilder jenseits des Genre-üblichen Malegaze – düster, erotisch und voller Gewalt – sie hat auch einen tollen Soundtrack inklusive Alptraum-Musik von Throbbing Gristle und Elektro-Pop von den Kölnern Gina X Performance. Und dann wird auch noch „Attack of the 50 Foot Woman“ (1958) zitiert…
(Christian Meyer-Pröpstl)
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Der Kurzfilm im Rampenlicht
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2024 – Vorspann 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Viel Spaß beim Film“
Vom Ende der Platzanweiser:innen – Vorspann 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Was läuft im Kino?
Über die Programmierkunst echter und gespielter Helden – Vorspann 03/24
Bären für NRW-Filme?
21. NRW-Empfang im Rahmen der 74. Berlinale – Foyer 02/24
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Prognose: Lachstürme
Die Komödie findet endlich ins Kino zurück – Vorspann 02/24