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Mystic River

Mystic River
USA 2003, Laufzeit: 137 Min., FSK 16
Regie: Clint Eastwood
Darsteller: Sean Penn, Tim Robbins, Kevin Bacon, Laurence Fishburne, Marcia Gay Harden, Laura Linney, Kevin Chapman, Tom Guiry, Emmy Rossum, Spencer Treat Clark, Andrew Mackin, Adam Nelson, Robert Wahlberg, Jenny O'Hara

Ein neues Mal erweist sich Clint Eastwood als luzider Analytiker und kompetenter Kritiker der aktuellen US-amerikanischen Gesellschaft. Sein Thriller über den Lynchmord ist ebenso lesbar als symbolisch verdichtete Aufdeckung der tödlichen Gewalt anhaltender amerikanischer Mythen in der Gegenwart. Brillanter Thriller um Verletzung und Vergeltung Von großer Höhe, sich über eine Brücke aufschwingend, taucht die Kamera langsam hinab in die Details. Doch was bei anderen als leeres Pathos zu verzeichnen wäre, erscheint bei Eastwood als angemessene Eingangsszene einer schmerzhaften "Schau" auf das soziale und emotionale Desaster der heutigen US-amerikanischen Gesellschaft. Bereits in "A Perfect World" (1993) zeigte Eastwood die anhaltende Tradition der Kopfgeldjagd. Dort ist es ein Polizeioffizier, der durch Wahlkampfpropaganda unter Druck gesetzt zum Menschenjäger wider Willen wird. In "Mystic River" entwirft Eastwood ein düsteres Szenario intakten Patriarchats im Milieu nachbarlichen Misstrauens, gepaart mit Selbstgerechtigkeit und undestillierten Rachegelüsten. Zur tödlichen Mischung mit Lynchjustiztendenz wird dieses Gebräu durch die "Jeder-für-sich"- Pionierideologie und die Unfähigkeit zur Überwindung traumatischer Kränkungen. Nicht zu vergessen die unter Sinnlosigkeitssyndromen leidenden Jugendlichen, deren Langeweile Monster erzeugt, wie sie erst kürzlich auch in "Elephant" von Gus van Sant und "Ken Park" von Larry Clark und Edward Lachmann sichtbar wurden. Vor 25 Jahre wurde vor den Augen seiner beiden Freunde der kleine Dave entführt und daraufhin vergewaltigt. Seitdem hat er sein Leben nie wirklich in den Griff bekommen, taumelnd zwischen Kränkung, Entmachtungsgefühlen und latentem Hass. Auch die beiden anderen Jugendlichen stehen ihr Leben lang unter dem Zeichen des Traumas. Sean wurde ein sein Privatleben opfernder Polizeioffizier, Jimmy (hervorragend von Sean Penn verkörpert) Dynastiepatriarch auf Kleinstadtniveau. Als nun ausgerechnet seine Tochter zum Opfer eines erneuten Mordes wird, bricht die Rachelust eruptiv auf. Eastwood schafft perfekte, langsam anschwellende Spannungsbögen, verknüpft die unterschiedlichen Schauplätze brillant zu einem Labyrinth ohne Fluchtpunkt. Er ließ es sich auch nicht nehmen, die emotionell aufgeladene Hintergrundsmusik selbst zu komponieren und am Schauplatz des Filmgeschehens vom renommierten Bostoner Symphonieorchester einzuspielen. Warum werden solche Leute nicht Präsidenten ? Abwarten.

(Dieter Wieczorek)

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