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Quills - Macht der Besessenheit
USA 2000, Laufzeit: 123 Min., FSK 16
Regie: Philip Kaufman
Darsteller: Geoffrey Rush, Kate Winslet, Joaquin Phoenix, Sir Michael Caine, Billie Whitelaw, Patrick Malahide, Amelia Warner, Jane Menelaus, Stephen Moyer, Tony Pritchard

Poesie und Brutaltität, das sind Elemente, die in vielen neuen Filmen bestimmend sind. Nach dem Franzosen Jacques Jacquot ist Philip Kaufman der zweite Filmregisseur, der sich mit dem provokativen Dichter und Kämpfer für die Freiheit des Geistes auseinandersetzt. In Charenton, einer Anstalt für Geisteskranke, verbringt der Marquis die letzten Tage seines Lebens. Solange der Abbé de Coulmier (Joaquin Phoenix) die Anstaltsleitung innehat, kann Sade trotz der extremen Gefängnisbedingungen schreiben und seine Texte durch die Wäscherin Madeleine (Kate Winslet) zum Verleger bringen lassen. Anders als der von Daniel Auteuil gespielte intellektuelle Feingeist, ist Geoffrey Rush kein Sympathieträger. Er ist der unbeugsame Dichter, der seinen Kampf für Gedankenfreiheit und gegen jede Art voin Zensur auf nicht immer angenehme Weise durchsetzt, aber auch der kraftvoll energiegeladene Kämpfer, dem es immer wieder mit Raffinesse gelingt, die eigene Ohnmacht zu torpedieren. Doch als der ihm ebenbürtige Gegner Dr. Royer-Collard (Sir Michael Caine) das Regime im Gefängnis übernimmt, wird De Sade gequält, gefoltert und minutiös am Schreiben gehindert. Vor allem die Tatsache, dass die sehr junge Ehefrau des Unerbittlichen besonderen Gefallen an der "Justine" des provokativen Schriftstellers hat, bringt ihn zur Weißglut. Dem Marquis indes gelingt es immer wieder, sich gegen das Schreibverbot durchzusetzen, er schreibt auf Bettlaken und Wände, mit Blut und Exkrementen, flüstert seine Dichtung Wort für Wort von Zelle zu Zelle, bis ihm der sadistische Gegenspieler die Zunge herausreißen läßt. De Sade scheitert letztlich an einer Gewalttätigkeit, die er nicht für möglich gehalten hätte. Den extremen Sadismus von De Sades Gegenspieler erkennt zuerst die Botengängerin Madeleine. Sie stellt fest, dass der vom gleichen Holz ist wie De Sade. Philip Kaufmans Film ist unerbittlich hart, doch trotz der extremen Brutalität wird das Gezeigte nie zum Selbstzweck. Das liegt an der augenzwinkernden Ironie, mit der das Ganze erzählt wird.

(Heiko R. Blum)

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