Satte Farben vor Schwarz
D 2010, Laufzeit: 85 Min., FSK 0
Regie: Sophie Heldman
Darsteller: Bruno Ganz, Senta Berger, Leonie Benesch, Barnaby Metschurat u.a.
Die Wohnung oder ich
Biggi (153), 15.02.2011
wäre der richtige Titel gewesen. Das umschreibt die Handlung, meistens eifersüchtig ihrerseits, in Kürze. Das Thema Krebs wurde sehr oberflächlich gestreift und - sehr unrealistisch. Ich erlebe die Auseinandersetzung momentan hautnah im Freundeskreis, da wird über die Krankheit und ihre Chancen, ihren Verlauf und die Möglichkeiten gesprochen. Der Film äußert sich nur einmal flapsig "Sex ist nicht alles" von der Tochter ausgesprochen und einmal von Fred "ich möchte nicht als Patient den Rest meines Lebens verbringen". Welche Untersuchungen gelaufen sind, dass er sich so entschieden hat, lässt das Drehbuch offen. Die Lebensqualität steigt aber durch das große Schweigen nicht. Im Gegenteil, die große Liebe zwischen den Beiden offenbart sich mir absolut nicht und damit auch nicht der Schluss.
Der Film ist einfach nur schlecht, und mein Mann und ich waren nach Ablauf eher verärgert. @Cinepeut: und das ist die Meinung einer Frau!
Kinozensur?
Jacques (4), 08.02.2011
Ach übrigens, lieber cinepeut,
wie sollte der TÜV für Drehbücher aussehen? Ich hoffe für Sie, dass die Gutachter die Sie sich wünschen, dann auch Ihren Kino-/Kunst-Geschmack haben.
Kompliment
Jacques (4), 08.02.2011
Kompliment für einen großartigen Film, der ein schweres Thema auf die Leinwand bringt OHNE das den Zuschauern seitens Regieseurin/Drehbuchautorin Erklärung, Deutung oder moralische Grundsätze im Sinne einer Fast-Food-Ethik vorgesetzt werden.
Unrealistisch ist der Plot keines Falls, weil diese Paar-Suizide in der Tat vorkommen. Sich die Freunde, Verwandten oder die Öffentlichkeit fragen, warum. Wo doch die Krankheit nicht so schlimm und der/die Partner/in nicht "betroffen"!?
Der Film schafft genau das, was Sophie Heldmann will: Diskussion über das Thema provozieren!
Großartige Schauspieler - tolle Kamaraführung! Wie ich finde, kroßes Kino.
Nur ein Wort zum sog. "Ende" ...
woelffchen (597), 21.01.2011
... dieses Melodrams, das so unbesorgt realisiert wird.
"Und du sollst dich von deiner Leidenschaft nicht sicher machen lassen, daß die Totenstätte ein Ort der Zuflucht für dich sei. Ohne dein Zutun wurdest du nämlich gebildet, und ohne dein Zutun wurdest du geboren, und ohne dein Zutun lebst du, ohne dein Zutun stirbst du, und ohne dein Zutun wirst du zukünftig Rechenschaft geben vor dem König der Könige der Könige, dem Heiligen, gelobt sei er."
Der Babylonische Talmud, Hrsg. Reinhold Mayer, Goldmann Verlag, München 1963, S. 340
ein bischen weibisch
cinepeut (4), 19.01.2011
es tut mir leid - es mögen alle Frauen auf mich einhauen -, aber hier sehen wir als Film eine wirklich neurotisch-kindliche Konfliktlösung, wenn eine Frau einen Mann auch um den Preis ihres eigenen Todes nicht loslassen will. Es ist einfach universal weit weg von der Realität. Ein Prostatakarzinom schlägt niemals in einer derartigen Kürze zu, daß ein Ehepaar sich deswegen umbringen muß, um das Liebesgefühl auf ewig zu retten und auf ewig mit dem Mann verbunden zu sein, dem keine Selbstständigkeit "erlaubt" ist - noch nicht einmal durch den Tod! Natürlich muß sie wie eine beleidigte Leberwurst ihm den Rücken kehren und in ein Altersheim sich einnisten, weil er sich ´hinter ihrem Rücken´ eine Wohnung gekauft hat, um besser ´nachdenken zu können´ (er ist offensichtlich ein stinkreicher frisch pensionierter Jurist, aber inzwischen ziemlich ´unmännlich´). Daß er morgens alleine ´ins Büro gehen´ darf, nimmt sie mit gekränkter Mine hin. Alles in allem ein Film von zwei Frauen, die zumindest hier in meinen Augen keine erwachsenen Frauen sind, die dem Partner konkret helfen, eben ´nicht in der Patientenrolle den Rest des Lebens zu verbringen´ (ist doch die richtige Idee von ihm), wie es heute inzwischen auch geht. (Manchmal wünscht man sich als Mann ein TÜV für Drehbücher - natürlich auch, um jene anderen Testosteron-Filme zu eliminieren).
Schwerblütig
Raspa (392), 16.01.2011
Es wird oft wenig gesprochen, statt dessen dominieren, v.a. zwischen den beiden Protagonisten, Blicke und körpersprachliche Signale. Und das beherrschen zwei Mimen wie Berger und Ganz natürlich vorzüglich. Man hätte sich aber bisweilen schon etwas mehr Gesprächigkeit gewünscht. Patienten wie Fred haben z.B. oft mehr Angst vor möglicher Inkontinenz als Folge einer Operation als vor Impotenz. Warum wird das nicht ausgesprochen? Nicht jeder Zuschauer weiß so etwas ohnehin. Und auch das Ende - ich will nicht "spoilen" - ist für mich dramaturgisch nicht genügend vorbereitet und war für mich eigentlich nur schwer nachvollziehbar.
Noch ein Appell ans Bambi. Muss man einen solch kurzen Film wirklich ohne jedes Vorprogramm beginnen lassen? Man weiß doch darum, wie schwierig das Parken dort ist, und es ist schon ärgerlich, wenn man bei geringer Verspätung bereits die ersten Minuten verpasst hat.
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