Schiffsmeldungen
USA 2001, Laufzeit: 111 Min., FSK 12
Regie: Lasse Hallström
Darsteller: Kevin Spacey, Julianne Moore, Dame Judi Dench, Cate Blanchett, Pete Postlethwaite, Scott Glenn, Rhys Ifans, Gordon Pinsent, Jason Behr, Larry Pine, Jeanetta Arnette, Robert Joy, Alyssa Gainer, Kaitlyn Gainer, Lauren Gainer, John Dunsworth, Will McAllister, Marc Lawrence, Nancy Beatty
Pulitzer-Preisträgerin E. Annie Proulx hatte bei der Vergabe der Filmrechte für ihren Roman "Schiffsmeldungen" eine Bedingung gestellt: wesentliche Teile der Handlung sollten am Originalschauplatz des Buches gedreht werden. Und so zog Regisseur Lasse Hallström ("Chocolat") mit seinem Team los, um den Bestseller auf einer kanadischen Insel zu verfilmen, die den meisten Nebel, den meisten Schnee, den heftigsten Niederschlag und die geringste Sonnenstundenzahl des Landes aufweist. Die gleichermaßen melancholische wie lebensbejahende Geschichte des stillen, linkischen Druckers Quoyle, gespielt von der Idealbesetzung Kevin Spacey, handelt in Neufundland, dem wahrscheinlich stürmischsten Platz des gesamten Kontinents. Hier trifft er auf Menschen, deren Sprache und Umgangsformen fast so rauh sind wie das Klima. Hier, wo es trotz allem eine kurze Blütezeit und klare, frische Sommer gibt, findet er seinen neuen Platz im Leben. Nachdem seine Frau (Cate Blanchett) ihn schmählich verlassen hat und mit ihrem Liebhaber tödlich verunglückt ist, flüchtet er mit der kleinen Tochter aus dem Provinznest, in dem er sein tristes Leben verbrachte, in die Heimat seiner Vorfahren. Tante Agnis (Judie Dench), die zufällig zu Besuch ist, überredet ihn, nach Neufundland zu kommen und in das alte Haus an den Klippen zu ziehen, das sie selbst vor Jahrzehnten für immer verlassen hat. Geheimnisse ranken sich um diese neue sturmtrotzende Heimstatt, die, wie viele Häuser auf der Insel, mit Seilen gegen den tosenden Wind gesichert ist. Quoyle findet Arbeit beim örtlichen Zeitungsblatt und wird mit seinen "Schiffsmeldungen" über ein- und auslaufende Yachten so etwas wie der Chefreporter. Als er auch noch die alleinerziehende Wavey Prowse (Julianne Moore) kennen und lieben lernt, hat er endgültig zu einem neuen Selbstgefühl und einem erfüllten Leben gefunden. Die Schatten der Vergangenheit, die wie böse Geister den einsamen Platz weiter beherrschen wollen, sind am Schluss im Sturm der Naturkräfte und des neuen Lebens wie zerstoben.Lasse Hallström ist so etwas wie der Regisseur einer neuen Einfachheit. Natürlich kann er auf gut geschriebene Vorlagen zurückgreifen, aber es gelingt ihm (und seinem Drehbuchautor Robert Nelson Jacobs, der auch schon für "Chocolat" verantwortlich zeichnete) hervorragend, die Quintessenz der Stories filmisch kongenial herauszuarbeiten. Diese bezwingende Schlichtheit, die bereits die John-Irving-Adaption "Gottes Werk und Teufels Beitrag" auszeichnete, führt die Romanautoren selbst zu überraschend eindeutigen Stellungnahmen. E. Annie Proulx sagte über den Film, er sei "wunderschön, bewegend, vergnüglich." Und weiter: "Die virtuose Schauspielerei, Lasse Hallströms intelligenter Blick fürs Detail und die kraftvolle Landschaft Neufundlands ergeben einen brillanten wie ungewöhnlichen Film, den ich mir besser nicht hätte erträumen können." Dem ist weiter nichts hinzuzufügen.
(Heinz Holzapfel)
Zwischen Helden- und Glückssuche
Die Kinotrends des Jahres – Vorspann 01/25
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
„Das Ruhrgebietspublikum ist ehrlich und dankbar“
Oliver Flothkötter über „Glückauf – Film ab!“ und Kino im Ruhrgebiet – Interview 12/24
Besuchen Sie Europa
Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund