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Schwedisch für Fortgeschrittene
Schweden 2006, Laufzeit: 102 Min., FSK 12
Regie: Colin Nutley
Darsteller: Helena Bergström, Maria Lundqvist, Johan Rabaeus, Claes Mansson, Erica Braun, Christoffer Svensson

Bei ihrer ersten Begegnung sind sich die Politesse Gudrun und die Gynäkologin Elisabeth spinnefeind. Nach wiederholtem Wiedersehen feiern die verwitwete und die geschiedene Mittvierzigerin gemeinsam das Leben und die Freiheit. Amüsante Ode an die Vorteile des Singledaseins Beim Verteilen von Strafzetteln fehlt ihr das nötige Durchsetzungsvermögen, ihre Freitagabende verbringt Gudrun (Maria Lundqvist) damit, das Gefrierfach abzutauen oder fernzusehen. Als sie auf Anraten ihrer Tochter ausgeht und dabei auf die gleichaltrige, aber wesentlich temperamentvollere Elisabeth (Helena Bergström, Ehefrau des Regisseurs) trifft, nimmt ihr Leben noch einmal eine Wende: Gemeinsam wagen sich die beiden Frauen aufs Tanzparkett des "Heartbreak Hotel" (so der weniger dumme Originaltitel). Dort trotzen sie den gesellschaftlichen Ausgehnormen, den Annäherungsversuchen reumütiger Verflossener und überhaupt der gesamten Männerwelt: Wieder allein sein heißt eben auch, wieder frei zu sein! Dank der neuen Freundinnenschaft und zum Schrecken ihrer Teenie-Tochter gestaltet Elisabeth zunehmend selbstbewusst ihren zweiten Lebensabschnitt. Als Inspiration diente dem Drehbuchautoren und Regisseur Colin Nutley die Geschichte einer Frau Mitte 40, die gerade geschieden und dabei war, "zum zweiten Mal ihre Jungfräulichkeit zu verlieren". Seine filmische Sichtweise weiblicher Freiheitsliebe erklärt Frauen und Vibratoren zu den besseren Männern und dürfte vor allem einer Zuschauerschaft gefallen, die bereits gern zu "Bridget Jones" im Kinosessel schmunzelte und "Sex in the City" für seine verbalen Ungezogenheiten liebte. Die Komödie verlässt zum Glück schon bald die anfängliche Klamaukschiene und erzählt vom Suchen nach Liebe und dem Finden von Freiheit. Nutley gestaltet zwar das Männerbild arg eindimensional, doch sein Hauptaugenmerk liegt auf seinen Heldinnen in den Vierzigern, denen er das Recht auf Disco zugesteht, und die er munter durch Dick und Dünn gehen lässt. Aus der Sicht des männlichen Regisseurs wirkt das hier und da etwas steif, und so hat der Film seine stärksten Momente, wenn Nutley seine Heldinnen ungezwungen und minutenlang ohne Schnitt betrunken durch die Fußgängerzone ziehen und improvisieren lässt - und wenn er zwischen den Bildern die eine oder andere Wahrheit zutage fördert.

(Hartmut Ernst)

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