Scream 4
USA 2011, Laufzeit: 104 Min., FSK 16
Regie: Wes Craven
Darsteller: Neve Campbell, David Arquette, Courteney Cox, Emma Roberts, Hayden Panettiere, Rory Culkin, Nico Tortorella, Marielle Jaffe, Marley Shelton, Mary McDonnell
>> www.scream4-film.de/
Horrorthriller und Gesellschaftssatire
Meta-Schocker
"Scream 4" von Wes Craven
Willkommen zurück in Woodsboro, der geborgenen Kleinstadt, die ihre Unschuld mit wiederholten Mordserien verloren hat. Die Täter sind überführt, die überlebende Konstante Sidney (Neve Campbell) hat dem Ort den Rücken gekehrt, Ex-Sheriff Dewey (David Arquette) und seine Partnerin, die Journalistin Gale (Courtney Cox), haben sich mit der blutigen Vergangenheit arrangiert. Als Sidney zurückkehrt, um ihr Buch, in dem sie von ihrem Umgang mit der Angst erzählt, vorzustellen, nimmt das Morden wieder seinen Lauf.
1996 eröffnete Horror-Meister Wes Craven („Das letzte Haus links“, „Nightmare - Mörderische Träume“) sein Metier dem Mainstream, indem er die Regeln des Genres zum Inhalt erhob und sie ironisch brach. Das Grauen durch Witz und Lacher gezähmt - eine originelle Variante seiner eigenen Kunst, die man Craven durchaus auch als Verrat am eigenen Genre vorwerfen könnte. Denn im Publikum wurde der Schrei ausgerechnet mit „Scream“ ersetzt durch Jubel. Wes Craven kennt seine Zielgruppe: Kleinstadt-Jugendliche verfolgen im aktuellen Sequel gröllend ein Slasher-Movie, nackte Haut und große Messer werden euphorisch bejubelt. Keine Chance für die Stille, keine Chance für die Angst. Das Rezept: Wer lacht, muss sich nicht gruseln. Ein Fakt, der bei so manchem Jugendlichen mittlerweile sogar zu der irreführenden Annahme führte, wer beim Betrachten eines Slasher-Movies lache oder quatsche, sei besonders mutig. Das Gegenteil ist der Fall.
„Scream“ hatte dereinst die Genre-Regeln zitiert und ironisiert. Inzwischen aber bedient sich das Genre selbst der Ironie und bricht die eigenen Regeln. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen („The Devil's Rejects“), jeder kann sterben, selbst der Killer, wie etwa Jigsaw in „Saw“. Während die Effekte der Slasher-Filme realistischer werden, wird zugleich der dramaturgische Rahmen komplexer, verschachtelter („Saw“). Und spätestens seit Hannibal Lecter gibt sich auch das Genre psychologischer: Jigsaws blutige Taten werden philosophisch untermauert, Rob Zombie widmet sich in seinen „Halloween“-Remakes großzügig dem psychologischen Profil von Mike Myers, ohne die Erwartungshaltung der Fans enttäuschen zu müssen. Wes Graven ist diesen Weg nicht mitgegangen - „Scream 4“ bleibt so trivial wie seine Vorgänger, wenn nicht gar trivialer, da die bewährte Whodunit-Dramaturgie mittlerweile durch Willkür ersetzt wurde: So ein seichtes Tatmotiv wie hier hätte sich für jeden der Beteiligten gefunden. Und wenn zu Beginn ein junges Blondchen von Jigsaw, dem Killer aus „Saw“, schwärmt, weil der so originell mordet, und eine Freundin ihr entgegensetzt, man würde sich bei „Saw“ aber nicht mit den Opfern identifizieren können, weil die zu blass gezeichnet wären – dann muss sich „Scream 4“ genau dies vorwerfen lassen: Blasse Opfer und (!) wenig originelle Kills. Es sind schließlich nur die etablierten Protagonisten, die zum Ende, darauf sei hier vertröstet, doch noch mitfiebern lassen.
„Scream 4“ also bringt keinen frischen Wind in die Reihe, abgesehen davon, dass aus Zitaten mittlerweile Selbstzitate werden. Ansonsten ruht sich der Film auf Bewährtem aus oder strapaziert die Idee des Films im Film (im Film) erneut, und dürfte eben damit die Fangemeinde zufrieden stimmen. Dass die FSK das durchaus blutige Morden ungeschnitten schon ab 16 Jahren freigibt, eröffnet übrigens auch mal den Teenies die Möglichkeit, einen Teenie-Slasher zu genießen. Viel Spaß beim Jubeln!
Lesen Sie auch das Dossier zu Wes Craven: "Alptraum Wohnzimmer".
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