Star Trek Into Darkness
USA 2013, Laufzeit: 135 Min., FSK 12
Regie: J.J. Abrams
Darsteller: Chris Pine, Zachary Quinto, Benedict Cumberbatch, Peter Weller, Zoe Saldana, Simon Pegg, Anton Yelchin, Karl Urban, John Cho, Tom Archdeacon
>> www.star-trek-film.de
Actionreiches Enterprise-Abenteuer
Alte (Un)bekannte
„Star Trek Into Darkness“ von J.J. Abrams
Da fliegen sie wieder, Kirk, Spock, Pille & Co. Allerdings nicht lange, denn Kirk (Chris Pine), bewährt ungestüm und trotzig, verstößt mal eben gegen die Oberste Direktive, und das bloß, um Spock (Zachary Quinto) das Leben zu retten. Das zieht eine Rüge seitens Admirals Pike (Bruce Greenwood) nach sich – und die Degradierung Kirks zum Ersten Offizier. Dann aber überschlagen sich auf der Erde die Ereignisse: In London fliegt ein Archiv in die Luft, und in San Francisco dreht Ex-Sternenflottenoffizier John Harrison (Benedict Cumberbatch) lasergewaltig durch. So landet Kirk schon bald wieder auf dem Stuhl auf der Brücke seiner Enterprise, um die Welt zu retten – und was da sonst noch zu retten ist in den unendlichen Weiten. Neues Mitglied seiner Crew ist die blonde Physikerin Dr. Carol Marcus (Alice Eve), die Kirk ansatzweise die Augen verdreht, bei der man aber noch nicht wirklich weiß, wohin das führt. Als William Shatner Captain Kirk spielte, schenkte Carol Markus ihm einen Sohn. Doch jetzt, im Universum Star Trek 2.0, ist alles anders. Oder auch nicht?
Denn Regisseur J.J. Abrams macht da weiter, wo er mit dem Reboot der Serie 2009 losgelegt hat: Munter vergreift er sich am Parallelstrang der ursprünglichen Enterprise-Abenteuer, spielt und jongliert mit Charakteren, Konstellationen, Zitaten, Schicksalen. Die Karten wurden neu gemischt und doch bleibt, zum Glück, vieles beim Alten. Auf jeden Fall treffen die Trekkies bzw. Trekker, wie gemäßigtere Star Trek Fans von den Trekkies genannt werden, auch in diesem neuen Sternen-Abenteuer den einen oder anderen Bekannten. Zugleich werden diejenigen, denen der Bezug zu William Shatners TV- und Leinwand-Abenteuern fehlt, leichthändig aufgefangen und brauchen aufgrund etwaiger Unkenntnis das Abenteuer nicht zu scheuen. Damit liefert Abrams ein temporeiches, freches, leindwandsprengendes Weltraumabenteuer für alte und junge SciFi-Fans. Zum ersten Mal forscht und vor allem kämpft die Enterprise-Crew dabei in nachträglich konvertiertem 3D, das im Zusammenspiel mit hochauflösenden IMAX-Sequenzen berauschend großes Science-Fiction-Kino bietet.
Chris Pine glänzt weiterhin in der Rolle des Captains, auch wenn der Schauspieler in anderen Kinoproduktionen bisher nicht wirklich zu überzeugen weiß („Carriers“, „Das gibt Ärger“). Aber das erging William Shatner ähnlich. Neben der Rettung der Galaxis arbeitet der junge, aufbrausende Kirk auch im zweiten Teil des Neustarts an seinem Ego. Es geht um die Relevanz von Regeln, Vertrauen und Verantwortung. Und um die Freundschaft zu Spock, dem vermeintlich gefühlsresistenten Halb-Vulkanier. Der eine soll sich zähmen, der andere soll aufweichen. Das führt zu wortwitzigen Duellen zweier unterschiedlicher Temperamente. Am Ende sind Freundschaften und Loyalität familiär erwachsen, und wir lernen, dass man auch ohne Regeln verantwortlich handeln kann.
Viel Zeit für Diskussionen bleibt den Beteiligten für ihre persönlichen Konflikte allerdings nicht. Mit Benedict Cumberbatch (der Sherlock aus der gleichnamigen BBC-Serie) wurde Kirk ein Antagonist zur Seite gestellt, der charismatisch einen zornig verbitterten Offizier verkörpert, der seinen monströsen Plan rasch umzusetzen gedenkt. Die Ereignisse überschlagen sich, man rennt, kämpft und taktiert im All und auf der Erde, zu Fuß oder zu Warp. Und doch bleibt bei all dem Tempo Zeit für Charakterzeichnung, im Guten wie im Bösen, und dadurch weicht es auf, das Gute und das Böse. „Star Trek – Into Darkness“ vereint das, was wir an Star Trek schätzen: Die Seele, die Moral, die Ambivalenz, das Abenteuer, die Größe. Die Möglichkeiten, die das Reboot bietet, gestalten die Sache weiterhin umso anregender.
(Hartmut Ernst)
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