Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten
Frankreich 2017, Laufzeit: 129 Min., FSK 12
Regie: Luc Besson
Darsteller: Dane DeHaan, Cara Delevingne, Clive Owen, Rihanna, Ethan Hawke, Kris Wu, Herbie Hancock
>> www.valerian-derfilm.de/
Temporeiche Fun-Sci-Fi
Virtuelle Muppet Show
„Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten“ von Luc Besson
Eines vorneweg: „Valerian“ ist der erste richtig, richtig gute Film von Luc Besson seit „Léon – der Profi“, und der einstige Kult-Regisseur hat in den letzten 23 Jahren so einiges an Output aufzuweisen: überdrehte, aber hohle Sience Fiction, allerlei Kinderfilme, eine aufgeblasene Geschichtsstunde, ein peinlich vergurketer Paris-Liebesfilm, ein seelenloses Phantasieabenteuer, eine gefällige Mafiakomödie oder auch mal eine engagierte Biografie: Das war vielleicht nicht alles schlimm, es findet sich aber nichts darunter, was in Erinnerung bleibt. Auch Bessons Tätigkeit als Produzent hinterlasst wenig Nachhaltiges und darf unterm Strich als europäischer B-MovieTrash zusammengeasst werden („Taxi 1-4“, „From Paris with Love“). Vom Esprit seiner Anfangsjahre („Subway“, „Im Rausch der Tiefe“, „Nikita“ und eben „Léon“) jedenfalls scheint nichts übrig geblieben.
Umso überraschender, dass Luc Besson jetzt einen europäischen Science-Fiction-Streifen vorlegt, der amerikanischen Produktionen kaum nachsteht und darüber hinaus noch eine ganz eigene Handschrift trägt. Diese Comicverfilmung ist eine Fest an Charme und überbordender Phantasie und kommt 138 Minuten lang schlichtweg nicht zur Ruhe. Dabei steht auch mal der Eindruck einer Nummernrevue, das ist aber vielmehr der Tatsache geschuldet, dass die Ideen, die Besson hier inhaltlich und inszenatorisch vereint, locker für ein halbes Duzend Filme gereicht hätten. Schon der Auftakt führt uns charmant durch eine Reise von 1975 bis ins 22. Jahrhundert, in der zu David Bowies „Space Oddity“ augenzwinkernd die Erschließung des Weltalls durch die Menschen skizziert wird. Und so landen wir wenig später im 28. Jahrhundert, wo uns die Spezialagenten Valerian (Dane DeHaan, „Life“, „A Cure for Wellness“) und Laureline (Cara Delevingne, „Suicide Squad“) über den Weg laufen, die sich unentwegt liebesscharmützeln (als Running Gag dient der verwehrte Kuss). Das uneinige Paar begibt sich fortan auf eine Mission erheblicher Tragweite.
Und beide, vor allem DeHaan, drohen dabei gar zu verblassen hinter den kuriosen Begebenheiten und den ganzen Typen, die ihnen unablässig begegnen: Figuren, die entweder einer virtuellen Muppet Show zu entspringen scheinen oder mit sichtlich Spaß verkörpert werden (Ethan Hawke, Rihanna). Eine Tour de Fun über Planeten und Raumstationen, bei der uns lediglich der paradiesische Planet MÜT irritiert, der vom Look an ein unausgereiftes Computerspiel erinnert und optisch so gar nicht mit der Welten drum herum harmoniert. Aber vielleicht ist das in den Tiefen des Alls ja so und wir können es uns bloß nicht vorstellen.
Atemberaubend, frech und perfekt gelagert zwischen cool und infantil, zwischen Charme und Trash – Besson liefert großes Staunekino und das erste Mal seit langem auf diesem Niveau.
(Hartmut Ernst)
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