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Whisky mit Wodka
D 2008, Laufzeit: 104 Min., FSK 12
Regie: Andreas Dresen
Darsteller: Corinna Harfouch, Henry Hübchen, Sylvester Groth, Valerie Tscheplanowa, Markus Hering, Peter Kurth, Thomas Putensen, Matthias Walter, Karina Plachetka, Peter Pauli, Fritz Marquardt, Heike Warmuth, Kai Börner

Otto Kullberg ist der Star einer neuen Liebeskomödie, die in den 1920er Jahren spielt. Doch er ist auch ein Trinker. Als er deswegen eine Szene versaut, besteht der Produzent darauf, dass der Film zur Sicherheit parallel mit einem anderen Schauspieler gedreht wird.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass in der Filmindustrie, nachdem die letzte Klappe des Tages gefallen ist, gerne und regelmäßig zu tief ins Glas geschaut wird. Das gilt auch für die Schauspieler, die im Scheinwerferlicht stehen. Dazu muss man sich nur mal die einschlägigen Memoiren der großen Stars durchlesen. Unter ihnen ist kaum einer, der diesen Makel nicht eingesteht, und sei es nur im Rückblick und als überstandene Schattenseite aus längst vergangenen Tagen. Nun hat Andreas Dresen („Wolke 9“) in seinem neuen Film diese Kehrseite des Showbusiness in den Mittelpunkt gestellt, und ähnlich wie im Fernsehfilm „Der Trinker“ von Tom Toelle mit Harald Juhnke in der überzeugenden Titelrolle gibt es auch hier Überlagerungen zwischen Fiktion und Realität. Denn inspiriert wurde Dresens Film von den Schilderungen Frank Beyers, der diese am Set eines Kurt Maetzig-Films in den 1950er Jahren selbst gemacht hatte.

Henry Hübchen gibt in „Whisky mit Wodka“ den Superstar Otto Kullberg, dessen Name allein für volle Kassen sorgt. Doch seine Neigung, immer mal wieder ein Glas zu viel zu heben, zwingt seinen Produzenten nun nach einem geplatzten Film dazu, sich eine Option offen zu halten, indem alle Szenen im direkten Anschluss mit einem weiteren Schauspieler in Kullbergs Rolle gedreht werden. Dass die Stimmung am Filmset deswegen nicht gerade zum Besten bestellt ist und sich aufgrund alter Freundschaften und neuer Beziehungskonstellationen auch emotional so einiges zu überschlagen droht, erzählt Dresen in einem herrlich selbstironischen und aufschlussreichen Film. Da gibt es zahlreiche Breitseiten gegen das inzestuöse Miteinander der „Großfamilie“ Filmproduktion, gegen die aktuelle Finanzierungsmisere und die absurderen Formen der Filmförderung, gegen eitles Schauspielergewäsch, interne Hierarchien und eingespielte Zeremonien wie das Bergfest zur Mitte der laufenden Produktion. Für Andreas Dresen, dessen achter Kinofilm „Whisky mit Wodka“ ist (Fellini lässt grüßen, der seinen achten Film „8½“ auch als Anlass zur kritischen Nabelschau der Filmbranche nutzte), stellt dies nun nach einigen eher tragikomisch angehauchten Geschichten und dem Alte-Leute-Liebesdrama „Wolke 9“ den gelungenen Versuch dar, eine Komödie zu inszenieren, die über die leichten Schmunzelgags hinausgeht. Dank Sylvester Groth als überforderter Regisseur, Corinna Harfouch als selbstironische Diva und vor allem Henry Hübchen und Markus Hering als auswechselbare Hauptdarsteller des Films im Film ist ihm dies auch auf unterhaltsame und kurzweilige Weise geglückt.

(Frank Brenner)

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