Young Adam
Großbritannien/Frankreich 2003, Laufzeit: 98 Min., FSK 16
Regie: David Mackenzie
Darsteller: Ewan McGregor, Tilda Swinton, Peter Mullan, Emily Mortimer, Jack McElhone, Therese Bradley, Ewan Stewart, Stuart McQuarrie, Pauline Turner, Alan Cooke, Rory McCann
Zwei Männer ziehen eine Wasserleiche auf einen Steg. Am schönen, bläulich-kalten Körper klebt das Unterkleid, die schwarzen Haare legen sich wie dünne Fesseln um das Gesicht. Inmitten der Trostlosigkeit auf den Frachtkähnen zwischen Glasgow und Edinburgh der 50er Jahre scheint dies eine willkommene Aufregung zu sein. Les und sein Gehilfe Joe reagieren jedoch unterschiedlich auf den Fund. Während Les den Fall neugierig verfolgt, wirkt Joe unbeeindruckt und gleichzeitig mysteriös. Vielmehr scheint er seine Aufmerksamkeit Les' Frau Ella zu widmen. Nach Ellas anfänglicher Zurückhaltung entwickelt sich jedoch bald eine heimliche Affäre zwischen den beiden. Was es mit der Leiche auf sich hat, rückt damit in den Hintergrund, entpuppt sich jedoch als nicht unwesentliches Puzzleteil in Joes Leben, auf das allmählich der Fokus des gesamten Films gelegt wird. Die Affäre zwischen Ella und Joe endet bald als eine von vielen. Die Protagonisten um die Hauptfigur Joe tauchen auf und verblassen, legen in der Konfrontation mit ihm die Facetten seines Charakters frei, bis dieser in seiner Zwiespältigkeit bloß und nackt dem Zuschauer offenbar wird. Auch die kaum gekennzeichneten fragmentarischen Rückblenden sind Teil der Figur Joe. Mackenzie's Film liegt der gleichnamige Roman des schottischen Beatnik Alexander Trocchi zugrunde, der versuchte, sich von den Normen der Gesellschaft abzugrenzen und der den Kult des gequälten Künstlers ins Leben rief. In der ambivalenten Figur Joe zeigt sich eine unbefriedigte Sehnsucht und in den expliziten, grob anmutenden Sexszenen mit reduziertester Leidenschaft spiegelt sich ein Kontrast, der dem gesamten Film innewohnt. In atemberaubenden Bildern eröffnet sich gleichzeitig eine geradezu abstoßend hässliche Seele. Wenn sich blassblaue Körper auf feuchtem, aufgebrochenem Asphalt winden, scheinen sie Symbol für ein Versprechen zu sein, das für Joe nicht eingelöst werden kann.
(Alexandra Kaschek)
Opferbereit gegen das System
Dokumentarfilm „Algier – Hauptstadt der Revolutionäre“ im Essener KWI – Film 02/25
Früher war mehr Kino
Führung durch die Essener Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ für trailer-Leser:innen
Aus unterschiedlichen Galaxien
Im Februar starten Biopics über Bob Dylan und Maria Callas – Vorspann 02/25
Ungeschönt aufs Leben blicken
32. blicke-Filmfestival in Bochums Endstation Kino – Film 01/25
Maria
Start: 6.2.2025
Mutiny in Heaven – Nick Caves frühe Jahre
Start: 6.2.2025
Pfau – Bin ich echt?
Start: 20.2.2025
Heldin
Start: 27.2.2025
Like A Complete Unknown
Start: 27.2.2025
Bolero
Start: 6.3.2025
Das kostbarste aller Güter
Start: 6.3.2025
Flow
Start: 6.3.2025
Mickey 17
Start: 6.3.2025
Köln 75
Start: 13.3.2025
Das Licht
Start: 20.3.2025
The End
Start: 27.3.2025
Quiet Life
Start: 24.4.2025
Volveréis – Ein fast klassischer Liebesfilm
Start: 1.5.2025
Zwischen Helden- und Glückssuche
Die Kinotrends des Jahres – Vorspann 01/25
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
„Das Ruhrgebietspublikum ist ehrlich und dankbar“
Oliver Flothkötter über „Glückauf – Film ab!“ und Kino im Ruhrgebiet – Interview 12/24
Besuchen Sie Europa
Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24