„Die Eulen sind nicht, was sie scheinen.“ Das stimmt. Und so sind von Gregor Samsa in seinem Zimmer nur noch die polizeilichen Umrisse geblieben, es ist ein Zimmer im Comicstil, schwarz und rot. Aber noch ist die Akte X Samsa nicht geschlossen, noch müssen Special Agents Daner und Mölder das Rätsel lösen, die DNA der Schabe in der Autopsie passt definitiv zum Handelsvertreter aus Kafkas „Die Verwandlung“ von 1912. Kafka? Tatsächlich? Romy Schmidt inszeniert im Bochumer Prinz Regent Theater eine Krimigroteske vom Feinsten. Insbesondere für Zuschauer älteren Semesters. Oder kennen Sie etwa noch „Frauengold“? DAS Mittel der 50er, das Frauen rezeptfrei ruhigstellte, kein Wunder bei 16 % Alkohol. Nur am Rande, ebenfalls rezeptfrei: Klosterfrau Melissengeist, die Medizin für alkoholabhängige Rentner mit 79%.
Schmidt spinnt ihre Geschichte geschickt weiter, aus dem Off gibt der sagenumwobene Dr. Nabokov (Lolita, 1962) den beiden Kriminalisten den Auftrag, „die Wechselwirkungen zwischen Fantasie und Wirklichkeit zu erforschen“. Schön und gut, doch wieso eine Schabe, das ruft doch zwangsläufig nach den „Bugbusters“. Break mit Titelmusik. Eine Tür wird aufgestoßen. Mist der „Zonk“. Erinnert sich da tatsächlich jemand? Egal in dieser Inszenierung ist alles erlaubt, und mit Maria Wolf und Helge Salnikau hat die Regisseurin, die ab der nächsten Spielzeit das Theater übernehmen wird, zwei Protagonisten, denen man diese Rollen auch abnimmt. Köstlich wie sie sich die Akte-X-Bälle immer wieder zuspielen, ein spätpubertärer Kafka zwischen „Twin Peaks“ und „Die Fliege“ wird das jedenfalls nie. Für die Original-Verwandlung steht die blutjunge Marla Kiefer aus dem Jugendclub, die die gesamte beteiligte Familie von Gregor Samsa spielt und ständig unter Generalverdacht steht. Am Ende ist es aber Mölder, dem die Handschellen angelegt werden. Er hat zwar nichts verbrochen, oder doch? Das wird „Der Prozess“ schon zeigen, aber das ist ein anderer Kriminalfall. Sagen Sie jetzt nicht „Na und“, denn darauf gibt es keine Antwort. Das war die beste Idee in dieser Inszenierung.
„Die Verwandlung“ | R: Romy Schmidt | Sa 23.5., Mi 27.5. 20 Uhr, So 24.5. 19 Uhr | Prinz Regent Theater Bochum | 0234 77 11 17
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