Kurz vor Weihnachten ist es wieder soweit. Nehmen Sie Platz im Dortmunder Studio und harren, was unser Horror-Nachtschwärmer Jörg Buttgereit vorbereitet hat. Diesmal werden wir in eine Studentenbude Anfang der 1980er versetzt. Horrorfilm-Freaks, naja wenigstens einer, der andere hat aber bereits einem Exorzismus beigewohnt, was ihn vor dem fast gleichnamigen Film des Abends zurückschrecken lässt. Harmlos erst die Pizza vor dem Devotionalienregal, die gegenseitige Wissensbeschau über den Horror der Welt, dann geht's los mit VHS, und da liegt sie auch schon im Bett. Sie heißt Linda (Sarah Sandeh), sie räkelt sich. Linda schaut böse und für Gerd Friedekind (Ekkehard Freye) ist klar, das ist Linda Blair, die Schauspielerin aus dem Exorzisten. Oder ist das der Dämon im Linda-Blair-Outfit? Herr Karras (Björn Gabriel), angehender Mediziner (und eben nicht Priester) findet das eher besorgniserregend.
Doch Gerd ist begeistert, spricht mit Dämonenstimme, glänzt mit Spezialwissen. Dann pinkelt Linda Blair neben das Bett auf den Boden. Die Unbekümmertheit ist gewichen, jetzt sind die zwei in den Film gesogen worden, obwohl sie gar keine magische Eintrittskarte hatten, und die letzten Action-Heroes sind die beiden mit ihren Badelatschen auch nicht gerade. Aber die Szenerie rockt jetzt. Regan Teresa MacNeil gibt alles auf dem Bopxspringer, Blut und nochmal Blut und viel Spucke. Da will man helfen, doch den beiden Dumpfbacken fällt natürlich nix anderes ein als ein Exorzismus, zu spät, aus Linda Blair ist längst Susan Atkins geworden und die Nacht der langen Messer ist noch längst nicht vorüber. Und so taucht das Böse selbst auf. Und wer könnte das bei Buttgereit anderes sein als Uwe Rohbeck? Mit dem Eier-Zitat aus „Angel Heart" tritt er auf, schick wie Robert De Niro, teuflisch wie Charles Manson. Passend wird Sharon Tate gerade das Ungeborene aus dem Leib geschnitten. Theaterblut und Chucky die Mörderpuppe in einem durchsichtigen Luftballon – o.k. das geht einigen im Publikum wohl an die Nieren, spätestens als der Ballon platzt und alles und alle – auch die Akteure – durch das Zimmer fliegen.
„Besessen" | R: Jörg Buttgereit | Sa 9.1., Sa 23.1. 20 Uhr, So 31.1. 18.30 Uhr | Theater Dortmund | 0231 502 72 22
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