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„Taxigeschichten“
Foto: Thomas Aurin

Im Taxi durch Berlin

26. November 2015

„Taxigeschichten“ in Oberhausen – Theater Ruhr 12/15

Es macht keinen Unterschied, ob du Taxifahrer in Teheran oder Berlin bist, das, was dir an Extremem auf dem Rücksitz begegnen kann, ist überall gleich. Dieser Ort ist nicht nur Transportmittel, sondern auch zugleich Beichtstuhl und Psychoanalytiker-Couch. Klar, dass diese Geschichten irgendwann im Kulturbetrieb auftauchen. Den genialen Film dazu „Taxi Teheran“ (Iran, 2015) vom IranerJafar Panahigibt es seit Anfang des Jahres, jetzt hat die Uraufführung von „Taxigeschichten“ des iranischen Regisseurs und AutorsAmir Reza Koohestani in Oberhausen Premiere. Auch ein Film, oder sagen wir besser eine Live-Videoprojektion auf der Bühne, mit allen zeitgenössischen technischen Spielereien, die schief gehen können.

Stellen wir uns vor, sie sollten im Kinderzimmer Taxi fahren. Genau. Ein Stuhl, ein Topfdeckel, vielleicht noch ein Kochlöffel als Schaltknüppel: Fertig ist die Illusion für die Jüngsten. Genau so sieht es auf der Oberhausener Bühne aus, wo die Zuschauer im kleinen Kinosaal (hinter dem Vorhang) Platz nehmen, vor ihnen die theatralische Illusion, klar mit Technik, echtem Lenkrad, echter Rückbank und so weiter. Dahinter die grüne Wand für die filmische Illusion. Es erscheint die eifersüchtige polnische Hure (klasse wie immer: Marieke Kregel), setzt sich und erscheint dann passgenau im Film im Taxi hinter Jürgen Sarkiss, dem Fahrer durch Berlin. Ok. Das Verfahren ist perfekter als es in alten Hollywood-Schinken war, dennoch spätestens nach einer Viertelstunde hat sich der Effekt verbraucht, interessieren die Geschichten, ist das Auf und Ab auf der Bühne interessanter. Die Schauspieler funktionieren dagegen perfekt: Martin Hohner köstlich als tätowierter Kleinkrimineller mit Hang zum Fußball und Totschlag, Susanne Burkhard als getrennt lebende Alternative mit Taxi-Insiderwissen, es folgen Schweizer Fremdgeher und der Berliner Schizophrene (Michael Witte), der immer umsonst zur längst toten Mutter fährt. Allen wird Sarkiss als einfühlsamer Taxiahrer gerecht, dessen Rolle selbst kein Zuhause hat. Es bleiben in Oberhausen also nur die glaubhaften Geschichten

„Taxigeschichten“ | R: Amir Reza Koohestani | Sa 5.12. 19.30 Uhr | Theater Oberhausen | 0208 85 78 1 84

Peter Ortmann

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