Verwandlungen sind ein beliebtes Motiv in der Literatur. Der brave Dr. Jekyll mutiert zum bösen Mr. Hyde. Kafkas Gregor Samsa erwacht plötzlich im Körper eines Ungeziefers. Aber jene Schwelle zum Erwachsenwerden, in der die Hormone verrückt spielen oder die Eltern plötzlich spießig erscheinen? Das ist eher Coming-of-Age-Stoff.
Jan Weiler hat aus dieser Verwandlung der Kleinsten in Rebellen eine humorvolle Expedition in die Welt der Pubertierenden gestaltet. Das nur 128 Seiten schmale Bändchen wurde im Jahr 2014 prompt zum Bestseller. Weiler legte nach mit „Im Reich der Pubertiere“. Oder ließ die Pubertier-Pointen als Hörspiel-Fassung herausbringen. Im letzten Jahr übertrug Leander Haußmann sogar Weilers Bestseller auf die große Leinwand und das mit einer Starbesetzung aus Jan Josef Liefers oder Heike Makatsch. So war es nur eine Frage der Zeit, dass Weiler eine weitere Fortsetzung seines Kult-Buchs verfasst.
„Und ewig schläft das Pubertier“ heißt die nun zweite Fortsetzung, mit der sich der Erfolgsautor (unter anderem auch „Maria, ihm schmeckt‘s nicht“) momentan auf Lesetour befindet. Und dass diese Pubertiere ziemlich fest schlummern, das verrät gleich der erste Abschnitt, aus dem Weiler in der Zeche Carl vorlas. Diesen Versuch, den Sprössling aus den Federn zu kriegen, dokumentiert der Autor wie eine Studie im Versuchslabor: Es geht um die Erforschung der Pubertät wie etwa diese Krankheiten, von denen Teenager nur zu Schulzeiten befallen werden. Nach der Krankmeldung an der Schule notiert der Versuchsleiter eine „wundersame Heilung“.
Am Anfang steht natürlich der Autoritätsverlust der Vaterinstanz. An ihre Stelle rückt eine staunende Beobachtung der Welt, die sich auftut, wenn die eigenen Kinder erwachsen werden. Der zweifache Vater schnürt daraus auch in seinem neuen „Pubertier“-Heft lustige Anekdoten. Da spinnt er mit der Tochter, die sich empört, dass bei der Olympia Frauen-Teams als „Mannschaften“ bezeichnet werden, einen kleinen Gendertheorie-Diskurs. Da reflektiert er über das eigene Kommunikationsverhalten am Smartphone, um es schließlich mit dem Nachwuchs zu vergleichen, wo etwa das Wegdrücken von Gesprächen ritualisiert zu sein scheint.
Dass es da auch um den eigenen Erfahrungsschatz elterlicher Erziehung geht, daraus macht Weiler keinen Hehl. Etwa wenn er zwischen den Lesungen gesteht, was seine Tochter von ihm halte: „Neulich hat sie mir gesagt, ich sei ein peinlicher Honk.“ Oder der Hinweis seines Sohnes beim gemeinsamen Arte- und 3sat-Gucken: „Guck mal Vater, so sieht ein richtiger Schriftsteller aus!“ Generationenkonflikt als muntere Unterhaltung. Vielleicht lockt Weiler daher auch an diesem Abend so viele Fans an, sowohl Eltern als auch „Pubertiere“.
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