Wer hat es noch nicht gehört? „Irgendetwas mit Medien“, das ist noch immer eine beliebte Antwort , die SchulabgängerInnen, AbsolventInnen von Geisteswissenschaften oder all diejenigen, die in den Feuilletons gerne als Generation Y verschrien werden, geben, wenn man sie nach ihren beruflichen Zielen fragt.
Und wie kann man es ihnen übelnehmen? Denn Medien bieten heute künstlerische und kreative Ausdrucksmöglichkeiten wie nie zuvor. Das „Junge Medienfestival – Feedback“ will dafür eine Plattform schaffen: Zuschauen oder mitmachen, Ideen entwickeln oder austauschen. Vom 29. Juni bis zum 2. Juli dreht sich daher im Dortmunder U in Workshops oder Aufführungen alles um Filme, Fotografie, Musik und andere Medien. Bereits zum zweiten Mal findet das Festival im Dortmunder U statt und dass dort durchaus junge Talente anzutreffen sind, hat zuletzt auch die Jury des Deutschen Jugendfilmpreis untermauert. Denn einer der Hauptpreise ging an das Filmteam des Animationsstreifens „A good Christian“, der im Rahmen des letztjährigen „Feedback“ entstand und dort aufgeführt wurde.
Bei der Festival-Eröffnung am Donnerstagabend wurde nahtlos daran angeknüpft: Uwe Schulz vom NRW-Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport übergab feierlich eine Urkunde für die Filmemacher des ausgezeichneten „A good Christian“. Und nach weiteren offiziellen Ansprachen und Live-Musik der Band „La Kreativ“ ging es dann endlich auf der Leinwand mit dem los, was an vier Tagen im Mittelpunkt bei diesem Festival stehen soll: experimentelle und jugendliche Kunst.
„Extra Integration“ heißt der Erstlingsfilm von Regisseur Mouaid Alakkad. Die Idee des Projekts: Alakkad, der aus Syrien nach Deutschland floh, wollte den Alltag von Geflüchteten dokumentieren. Dafür begleitete er seinen Freund Muhammad mit der Kamera, lässt ihn zu Wort kommen über die bitteren Momente, die Mühlen der Bürokratie, aber vor allem zeigt er die solidarische Hilfe, die sein Freund von vielen Menschen hier erhielt.
„Der erste Schritt war schwierig, aber dann hat irgendwie alles geklappt“, erzählt Alakkad über sein Filmdebüt. Und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen: Ein Videotagebuch, das nicht das Prinzip scheute, die Kamera einfach unbekümmert drauf zuhalten. Das ist nicht dramatisch, nicht ästhetisch, aber eine verblüffende Dokumentation dessen, was ein syrischer Flüchtling hierzulande erleben kann: Eine schier erdrückende Masse an Formularen, die es auszufüllen gibt, das ungewisse Warten in der Flüchtlingsunterkunft oder die Begegnungen mit warmherzigen Menschen, die ihm einfach helfen wollten. Dafür gibt es lauten Applaus im Kino des Dortmunder U.
Mit unbekümmerten Versuchen soll es dort in den nächsten Tagen weitergehen. Workshops laden zum Reinschauen und Ausprobieren ein – egal, ob es um Inszenierungen in der Fotografie, professionelle Stop-Motion-Animationen oder Videoexperimente geht. Vielleicht wird sich am Ende auch das eine oder andere Talent entdecken lassen. Selbst, wenn es am Anfang nur irgendetwas mit Medien ist.
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